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Sachbuch

John Robb – Punk Rock

Gitarre(c)OliverHaja/PIXELIO

Unsere Generation war glücklich: Wir sahen die Welt so, wie sie war. Das öffnete uns die Augen. Wir sangen über das Bedürfnis, da rauszukommen, frei von Unterdrückung zu sein. Wir waren in der Lage, uns selbst auszudrücken und nahmen uns von überall Isnpiration – alles, was sich zu der Zeit abspielte, war miteinander verbunden.

Obwohl ich die Generation Punk Rock selbst bei weitem verpasst habe, fand ich diese Chronik des Punk Rock, die John Robb mit viel Gefühl fürs Wesentliche zusammengestellt hat, sowohl interessant als auch inspirierend. Er hat sich die Mühe gemacht, mit allen Protagonisten des Genres zu sprechen, die noch am Leben sind und die er ausfindig machen konnte. Und das sind ziemlich viele.

So wird das Buch zu einem ziemlichen Wälzer, wenige Schwarz-Weiß-Abbildungen lockern die Collage aus Interviewschnipseln auf. Oft genug verliert der Leser, der nicht alle Beteiligten aus eigener Erfahrung zumindest aus den Medien kennt, etwas den Überblick, zu welcher Band die Befragten gehören, wird nur beim ersten Auftauchen des Namens erwähnt, die Menge an Namen muss man sich mal merken können. Noch dazu wo die Bandmitglieder durchaus auch mal die Band wechseln, neu gründen, neu benennen und / oder sich mit anderen Musikern zusammentun.

Was bleibt, ist eine spannende Collage einer Umbruchsphase, die sowohl im musikalischen Bereich als auch im Style und in der Jugendkultur im Allgemeinen viele neue Impulse hervorbrachte. Gleichzeitig können die damaligen Bands und Stilikonen als Wegbereiter für die heutigen Punk-, Post-Punk- und Alternative-Rock-Bands gelten. Auch die Freiheiten der heutigen Jugend basieren zum Teil auf dem Kampf um Individualität, den die Jugendlichen damals führten.

Speziell für mich interessant war auch die Geschichte vom letzten Konzert der Sex Pistols mit Glen Matlock, das im Paradiso in Amsterdam stattfand. Dort habe ich im September ein großartiges Lifehouse-Konzert besucht und auch die Location ist heute noch ein sehr besonderer Veranstaltungsort für Konzerte, der Punk-Spirit scheint dort noch zu leben, auch wenn die Konzerte heute zweifellos zivilisierter ablaufen als damals. In Amsterdam werden nicht mal die Taschen der Konzertbesucher auf Waffen überprüft, keinerlei Kontrollen (mit Ausnahme des Tickets) sind notwendig.

Und fürs Protokoll – nochmal Jack Kerouac (sichtlich sehr populär in Amerika, auch in der Punk Rock Generation):
Meine Eltern wünschten, ich würde der Leiter von IBM werden; stattdessen bekam ich einen Job, in dem ich Autos hin- und herkutschierte. Keine Ahnung, ob das von Bernies Einfluss herrührte oder ob ich gerade „On the road“ gelesen hatte – aber ich hatte einen Job, wo ich Autos beförderte und parkte. Dabei konnte ich in Lederjacke und mit schwarzer Sonnenbrille rumlaufen und Autos parken wie Neal Cassady. (Tony James)