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Carlos Ruiz Zafon – Der dunkle Wächter

Als Onkel und Neffe auf die Mole sprangen, um bei Einbruch der Dunkelheit zuhause zu sein, untersuchte ihr Nachbar Picaud noch immer die mysteriösen Teile und versuchte herauszufinden, ob es in diesem Sommer Schrauben regnete oder ob der Himmel ihm ein Zeichen schicken wollte.

Meine Erwartungen an dieses Buch waren geprägt von den positiven Erfahrungen durch Der Schatten des Windes (das ich vor dem Beginn meiner Aufzeichnungen gelesen habe, woran ich mich aber erinnere, dass es die überzogenen Erwartungen aufgrund des medialen Hypes sogar übertroffen hat) und Das Spiel des Engels. Natürlich hätte ich genauer schauen sollen. Es handelt sich um ein Frühwerk, wie ich soeben auf der Amazon-Webseite lese, sogar den dritten Teil einer Jugendbuch-Reihe. (OMG, ich habe den dritten Teil als Erstes gelesen!1!!111!!!)

Warum ich sonst nie Rezensionen lese: weil sie oft besser zusammenfassen, was ich in meinen eigenen Worten sagen möchte (auf der Amazon-Seite von Fenja Wambold):

Mit dem Rückgriff auf altbewährte Motive revolutioniert Zafón zwar keineswegs den Schauerroman; auch weisen spätere Werke zweifellos einen literarischen Reifungsprozess auf.

Für ein Jugendbuch ist es eigentlich stückchenweise ziemlich grausam. Der Schatten im düsteren Wald, die Todesgefahr, in der Ismael und Irene beinahe 48 Stunden lang durchgehend schweben, der Verlust von Hannah, die grausigen Details über Alma Maltisse … trotzdem fühlte es sich unfertig an, der Stil erinnerte mich zu sehr an den ersten Band Harry Potter. Wenn man allerdings die Zielgruppe einschränkt auf jugendliche Leser, die sich gruseln wollen, aber nicht immer nur der Zombiecalypse hinterherlaufen wollen, dann passt es vielleicht.

Dass die Romanze zwischen Ismael und Irene keinen guten Ausgang nimmt, zeigt vielleicht die Düsternis an, die die späteren Romane von Carlos Ruiz Zafon prägen wird.

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Angelika Hager – Venus im Koma

Die Dienstags-Intensivauseinandersetzung bei der Plätscher-Tante konnte sie jetzt einmal getrost aus dem Wochenplaner streichen. So hatte doch jede Katastrophe irgendeine Form von Bonustrack. Und jetzt?

Die Polly Adler-Kolumne in der Kurier-Freizeit-Beilage lese ich nun schon seit Jahren, konnte mir allerdings nicht vorstellen, wie sich ein Roman in derartiger Wuchteldichte schreiben und vor allem lesen lässt. Beim Stöbern in den verfügbaren Neuzugängen in der Onlinebibliothek der Büchereien Wien fiel es mir dann zum richtigen Zeitpunkt entgegen. Tatsächlich erwies es sich dann als überraschend kurzweiliges Lesevergnügen. Aber …

Innerhalb einer halben Woche hatte ihre Work-Life-Balance eine kopernikanische Wende genommen. Die Chinesen betrachteten den Zustand der Verliebtheit als eine Form der Geisteskrankheit. Und womit? Mit Recht! Sie stand vor einer Bombengeschichte, der sich bei Anatol wieder auf Schiene bringen würde, und wälzte die Probleme eines verwirrten Teenagers.

… wenn ihr zu ihrer Wuchtelschlacht doch nur ein etwas originellerer Plot eingefallen wäre … der abgelebte und widerspenstige Ehemann, der schwule Kollege und Freund, der abgehobene Chef, die nervige Aufsteigerkollegin, der attraktive Polizist. Die Charaktere wirken wie Scherenschnitte, die mit aller Gewalt dem Reißbrett entsprungen sind und langweilen teilweise schon beim ersten Auftritt. Stück für Stück hat man das Gefühl, schon zu wissen, in welche Peinlichkeitskatastrophe die resolute Polly Adler als nächstes stürmen wird.

Und doch entspringen der Geschichte dann doch einige überraschende Wendungen, die die Gesamtstory zwar nicht origineller, aber den Lesefluss immerhin spannender machen. Wenn man als Maßstab herkömmliche Frauenromane von der Carly-Philipps-Stange anlegt (ich habe noch immer die Schwestern-Trilogie im Kopf, die dermaßen vorhersehbar war, dass man nach jeweils 10 Seiten alles weiß), kann man sich mit Polly Adler und ihrem Fortpflanz (deren Rolle zu klein ist) dann doch um einiges besser amüsieren. Dank Lokalkolorit und Wuchtelschlacht ergibt sich ein witziges Leseerlebnis. Zur Entspannung sozusagen perfekt.