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Robert Schneider – Die Offenbarung

CN: Suizid, Alkoholmissbrauch, Krebserkrankung, Erwähnung Nationalsozialismus


Der Fund im Wäscheschrank verbreitete eine stumme, ungeheuerliche Macht. Sehnsüchte und Ängste, Euphorie und Entsetzen, Jubel und Allmachtsphantasien wirkten und woben durch- und ineinander. Die Zeit war wie angefroren, und er selbst in ihr.

Ein Roman über die Macht und den Zauber der Musik, den ich leider trotzdem nicht mochte. Der Protagonist ist einfach extrem unsympathisch in seiner selbstverliebten Art. Es wird zwar klar, dass sein Verhalten auf das Verhältnis zum Vater zurückgeht, das mag seine verwirrte Persönlichkeit erklären, kann aber seine Handlungen nicht rechtfertigen.

Egal, was ihn da erwartete, es war nicht böse. Es konnte gar nicht böse sein und zerstörerisch, denn es war aus der Tiefe der Musik zu ihm heraufgestiegen. In den unerschöpflichen Gedanken der Partitur hatte es gewohnt, in ihren Worten, Melodien, Stimmen und Klängen.

#12in2025: 10/12

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Robert Schneider – Schlafes Bruder

CN dieses Buch: Suizid, Mord
CN dieser Post: –


Heißt es nicht in der Schrift, daß Du vollkommen bist? Wenn Du aber vollkommen bist und gut, weshalb mußtest du dann das Elend, die Sünde und den Schmerz erschaffen? Weshalb weidest Du dich an meiner Trauer, an der Mißgeburt meiner Augen, am Kummer meiner Liebe?

An und für sich war ich mir ziemlich sicher, dass ich dieses Buch schon mal gelesen und damals sogar besessen habe. Aber das muss wohl vor der Entstehung dieses Blogs gewesen sein, da ich keinen Blog-Eintrag finden konnte. Daher nun eine kurze Besprechung zu diesem Re-Read (aus Gründen des Geocachens).

Der Autor entwirft eine kleinliche Dorfgemeinschaft im Vorarlbergischen, eine Bevölkerung, die hauptsächlich aus den Angehörigen zweier Familien besteht, den Alders und den Lamparters. Aus der engen Verwebung der beiden Familien entstehen immer wieder Kinder mit diversen Behinderungen. So auch der Protagonist Elias, der einerseits eine frühe Pubertät erlebt, bei der seine Augenfarbe einen beunruhigenden gelblichen Farbton annimmt und der andererseits eine besondere Begabung für Musik, spezifisch für das Orgelspiel entwickelt. In der Dorfgemeinschaft bleibt er stets ein Außenseiter.

Erlösung aber ist die Erkenntnis der Sinnlosigkeit allen Lebens.

Da das Buch selbst den Tod des Protagonisten bereits auf der ersten Seite ankündigt, kann ich hier auch etwas ausführen, ohne zu spoilern. Elias entbrennt in unsterblicher Liebe, die er jedoch nicht anders auszudrücken vermag als durch seine Musik. Als ihm seine Angebetete Elsbeth durch die Heirat mit einem anderen Mann entzogen wird, entschließt sich Elias zu einem verzweifelten Liebesbeweis.

In einem Nachwort versucht Rainer Moritz den unerwarteten Erfolg dieses 1992 erschienenen Buchs zu erklären. Er erwähnt den besonderen Schreibstil, die ironischen Züge, mit denen Schneider die Dorfgemeinschaft versieht und die hartherzige Darstellung des Lebens im Dorf, die keinerlei Platz für bäuerliche Idylle vorsieht. Er stellt Schlafes Bruder in eine Reihe mit „ähnlich spektakulären Büchern der jüngeren deutschsprachigen Literaturgeschichte, mit Patrik Süskinds Das Parfum (1985, war bei mir damals Schullektüre), Christoph Ransmayrs Die letzte Welt (1988), Bernhard Schlinks Der Vorleser (1995) und Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt (2005)“. Je länger ich über diese Einordnung nachdenke, umso passender erscheint sie mir. Es ist definitiv eine besondere Geschichte, ein Roman, den die Leserin nicht so schnell vergisst.