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Gretchen Rubin – Better Than Before

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Wie ich schon Ende Juli schrieb, ist es mit dem Lesen aktuell nicht so weit her. Dieses Buch war ein Versuch, mit non-fiction und kürzeren Kapiteln und einem Thema, das mich schon lange interessiert, wieder einen Rhythmus zu bekommen. Das hat nicht so wirklich funktioniert, ich habe dafür drei Wochen gebraucht (und das nicht, weil ich parallel etwas anderes gelesen hätte …). Interessant war das Buch aber trotzdem.

Die Autorin analysiert darin, wie Menschen mit Gewohnheiten (habits) umgehen. Also grob: wie bilden wir Gewohnheiten, wie können wir uns gute Gewohnheiten angewöhnen und schlechte abgewöhnen. Mit welchen Tricks können wir uns selbst dabei unterstützen, welche Ausreden (loopholes) halten uns davon ab, unseren Zielen nachzugehen. Sie skizziert darin auch bereits grob das Konzept der Four Tendencies, das sie in einem späteren Buch ausführlich beschreiben wird. Kurz gesagt geht es in diesem Personality Framework darum, dass Menschen unterschiedlich mit inneren und äußeren Erwartungen umgehen. Wenn wir unsere eigene Tendenz in diesem Sinne kennen, können wir dieses Wissen dazu nutzen, uns selbst besser zu verstehen und unseren Zielen näher zu kommen. Menschen, die in ihrem Leben etwas verändern möchten und dabei immer wieder scheitern kann ich die Lektüre des Buches jedenfalls empfehlen. Ich möchte ein paar Punkte herausgreifen, die für mich interessant waren:

Das folgende Zitat beschreibt sehr bildlich, dass wir uns oft zu Großes vornehmen. Das Wissen, das wir eigentlich jeden Tag fünf Portionen Obst und Gemüse essen sollten, hält uns davon ab, auch nur drei Portionen zu essen, weil die fünf Portionen sind ohnehin unerreichbar, also warum sollten wir es überhaupt probieren? Kleinere Schritte bringen uns oft eher weiter als das Anstreben einer großen Umstellung. (Diese Weisheit trifft meines Erachtens auf so vieles im Leben zu.)

People raise the bar when they consider starting a new habit, and then, from an impulse that’s either enthusiasm or unsconscious self-sabotage, they suggest refinements that make the habit prohibitively challenging. A person decides to start exercising, and instead of aiming for a walk for twenty minutes a day, he decides to start a routine that rotates between cardio, weights and balance, four times a week for an hour. The bar is so high that it’s impossible to clear.

Problematisch ist auch oft, dass wir unsere Bemühungen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben oder an bestimmte Ereignisse (zB Neujahrsvorsätze) knüpfen. Tatsächlich ist aber nicht morgen die beste Zeit, um etwas Neues zu beginnen, sondern jetzt.

The desire to start something at the “right” time is usually just a justification for delay. In almost every case, the best time to start is now.

Für mich selbst konnte ich aus diesem Buch zwei entscheidende Punkte mitnehmen:

  • Einerseits scheitern wir oft an Veränderungen, weil sie einen Konflikt zwischen zwei (oder mehreren) Dingen darstellen, die wir wollen. Einfachstes Beispiel: mehr Zeit mit der Familie verbringen, im Job alles geben, mehr Zeit für sich selbst. Hier kann es helfen, sich darauf zu besinnen, was uns eigentlich wirklich wichtig ist. Ich suche jetzt nach den Konflikten in meinem Leben und den Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben. Ein Konflikt, der mich seit Längerem beschäftigt: Ich möchte eigentlich mehr reisen, aber nicht das Klima belasten. Das führt dann dazu, dass ich recherchiere, wie ich ohne zu fliegen nach Korfu reisen könnte. Stellt sich raus: das ist natürlich viel aufwändiger als ein Flug dorthin, ist aber auch nicht unmöglich.
  • Andererseits stellt die Autorin in den Raum, dass wir oft nicht wirklich das tun wollen, was wir uns vornehmen. Wir wollen eher „ein Mensch sein, der das tut“. Beispiel aus meinem eigenen Leben: Ich wäre gern ein Mensch, der gern im Garten arbeitet. Eine Freundin hat mir letztens strahlend ihren Garten gezeigt und was sie dort alles anbaut und erzählt, was sie noch vorhat und ich wünschte mir wirklich, ich könnte diese Begeisterung aufbringen für die Arbeit im Garten. Meine eigenen Bemühungen in dieser Hinsicht scheiterten oft schon am Hochbeet. Ich wäre gern ein Mensch, den Arbeit im Garten glücklich macht, leider bin ich es aber nicht. Wir müssen entscheiden, womit wir unsere Zeit auf dieser Welt zubringen wollen. Da ist es nicht sinnvoll, diese Zeit mit Dingen zuzubringen, von denen wir uns wünschen, sie würden uns glücklich machen, die es aber leider nicht tun.

Kritik möchte ich jedoch auch anbringen: In dem Kapitel über die Veränderung ihres Essverhaltens (no carb) schreibt die Autorin sinngemäß, die Problematik des Fleischkonsums im Sinne der Umwelt wäre ihr bewusst, ihr Fokus läge jedoch auf Ernährung und Gesundheit. Diese Einstellung hat mich angesichts der aktuellen Ereignisse rund um Umwelt- und Klimageschehen (Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen, …) ziemlich aufgebracht. Es ist nicht meine Art, Personen zu verdammen, weil sie in einem bestimmten Bereich deutlich andere Meinungen vertreten als ich sie für richtig halte. Trotzdem finde ich es sehr erstaunlich, dass sich ein Mensch derart für eine Insel halten kann, dass ihm die eigene Gesundheit über der unseres Planeten geht. Ich sehe da auch eine gewisse privilegierte Abgehobenheit in dem Vergessen, dass es ein absoluter Luxus ist, überhaupt darüber entscheiden zu können, sich derart zu ernähren. Bewusstsein über die Problematik dieser Ernährungsweise reicht da nicht aus.