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Roman Science Fiction

skalabyrinth – Wenn es nicht passiert

CN dieses Buch/dieser Post:
Erwähnung von Gefühlen wie Anxiety, Overload und Meltdown

Mehr Informationen zum Inhalt dieses Buchs findet ihr in diesem Thread von skalabyrinth auf Mastodon, über den ich dieses Buch entdeckt habe.


Ich bin gewohnt, durch meine pure Existenz zu verwirren.

In letzter Zeit habe ich mich aufgrund von unterschiedlichen persönlichen Begegnungen etwas mehr mit dem Thema Autismus und den unterschiedlichen Erfahrungen betroffener Menschen befasst. Die Kombination der Themen, die in diesem Buch behandelt werden, fand ich daher sehr interessant. Und nach dem Lesen kann ich nicht sagen, was mir am meisten die Augen geöffnet hat (weil alles so augenöffnend war):

  • Zentrales Thema in diesem Buch ist die Repräsentation von autistischen Personen mit Autismus, den unterschiedlichen Formen, die Autismus annehmen kann, den Erfahrungen, die betroffene autistische Menschen machen und mit welchen Unterstützungen sie in ihrem Leben besser zurecht kommen können. Für mich sind durch diese Beschreibungen manche Begegnungen, die ich in der Vergangenheit hatte, klarer geworden. Ich habe das Gefühl, dass es mein Verständnis von dem Alltagserleben von autistischen Menschen mit Autismus erweitert hat. Ich konnte auch Parallelen zu Situationen erkennen, wo ich selbst die Person war, der ein anderer Umgang, ein anderes Verständnis, eine andere soziale Normalität geholfen hätte, mit der Situation besser umzugehen:
    • Sehr intensiv fühle ich den Wunsch, in einer Welt zu leben, wo Menschen so miteinander umgehen wie in diesem Buch. Es wird darauf geachtet, wie es anderen Personen geht, es werden einfache Unterstützungsleistungen angeboten, es wird klar kommuniziert. Es wird Verständnis geübt, wenn Menschen das Bedürfnis haben, sich mal zurückzuziehen bzw. eine Pause brauchen auch in bzw. speziell von sozialen Situationen.
    • Eine Art Höhepunkt des Buchs ist der Besuch eines Festivals durch eine Person, für die solche Situationen besonders schwierig sind. Dies wird ermöglicht durch Teams, die es Menschen, die mit sozialen Situationen oder großen Menschenmengen Schwierigkeiten haben, ermöglichen, trotzdem an Veranstaltungen teilzunehmen. In einer Form, von der ich nicht beurteilen kann, wie sehr sie der im Buch beschriebenen Betreuung entspricht, gibt es das bereits bei den Veranstaltungen des Chaos Computer Clubs (CCC) durch das Team c3auti.

Viele Leute kommunizierten nach bestimmten Regeln, die für ihn nicht erfassbar waren, weshalb er es durch so etwas wie Vorsichtsverhalten ausglich, bestimmtes Kopieren, Nachahmen von Verhaltensmustern, die für ihn nicht viel Sinn ergaben, aber ohne die es regelmäßig zu Missverständniskatastrophen kam.

    • Das Thema „klare Kommunikation“ ist so wichtig, dass ich es erneut erwähnen will. Immer wieder wird auch das Thema Subtext erwähnt, eine Form der unterschwelligen Kommunikation, die von vielen neurodivergenten Menschen nicht verstanden werden kann. Durch die klare Kommunikation von eigenen Bedürfnissen und Grenzen können alle Beziehungen profitieren, nicht nur jene, die neurodivergente Personen einschließen.
  • Die Einteilung von Büchern in (fiktive?) Genres, die irgendwelche Menschen in der Buchindustrie erfinden, damit sie Bücher an bestimmte Personengruppen vermarkten können, ist mir seit Langem unangenehm. Ich hatte lange gedacht, ich würde diesen Blog Post einleiten mit einer Beschreibung davon, wie dieses Buch meine persönlichen Genre-Grenzen erweitert hat und bin jetzt erst darauf gekommen, dass ich diese Genres und die darauf beruhenden Grenzen ja gar nicht leiden kann. Also weg damit.
  • Über die unterschiedlichen Formen von Asexualität wusste ich bisher überhaupt nichts. Eine Übersicht (in englischer Sprache inkl. Abkürzungen und Flaggen) habe ich bei asexuals.net gefunden.
  • Weiters möchte ich aus diesem Buch gern die Bezeichung Herzwesen in meinen Alltagssprachgebrauch übernehmen. Immer wieder kommt im Gespräch die Frage auf, wie wir die wichtigen Menschen in unserem Leben bezeichnen: Im Englischen und genderneutral funktioniert partner meiner Meinung nach ganz gut. Im Deutschen wird darin immer gleich das Geschlecht mitkommuniziert bzw. impliziert (Partner:in). Ähnliches gilt für andere deutsche Formen von Beziehungsbeschreibungen wie Lebensgefährt:in. Die Bezeichnung Herzwesen umgeht einerseits das ganze Genderthema und beinhaltet außerdem keine Definition der Art der Beziehung bzw. was die Beziehung alles beinhaltet oder nicht beinhaltet.

Außerdem hat mich dieses Buch dazu inspiriert, auch mal außerhalb meiner üblichen und etablierten Quellen für meine Literaturauswahl nachzuschauen. Auf Mastodon habe ich inzwischen zwei Bücher in meinen Bookmarks, die ich mir näher anschauen möchte. Ziel: pro Monat ein Buch aus einer alternativen Quelle (zB Self-Publishing) und/oder mit einem Thema, das im Mainstream zu wenig Platz findet.

EDIT (9. März 2023): Ich wurde darauf hingewiesen, dass sich die Mehrheit der autistischen Menschen für Identity First ausspricht, „also nicht Menschen mit Autismus, sondern Autist*innen oder autistische Menschen“. Daher habe ich im Text oben die entsprechenden Korrekturen vorgenommen.

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Sachbuch

Jeffrey Zeldman – Webdesign mit Webstandards

Wenn ich mit diesem Buch einen Glücksgriff getan habe, dann sollte auch erwähnt sein, dass das Glück nur noch größer sein hätte können, hätte ich es mir auf englisch bestellt (anstatt es spontan im österreichischen Buchgeschäft in deutscher Übersetzung zu kaufen).

“Nebenbei werden in zukünftigen Versionen von XHTML präsentationsbezogene Elemente wie <b> und <i> wahrscheinlich den Weg des Dodo-Vogels gehen.”

In diesem unterhaltsamen Stil beschreibt Zeldman, wie man mit Webstandards designt, warum diese wichtig sind und wie es überhaupt dazu kam und man bekommt sogar einen Eindruck davon, wie es damit in Zukunft weitergehen könnte.

Das Buch ist leicht zu lesen, der Codeanteil beschränkt sich auf ein Minimum, es genügt aber, um ein Verständnis davon zu bekommen, wie man auf diese Weise arbeitet. Was nicht im Buch ist (vermutlich würde es für einen eigenen Wälzer in der Größe reichen), ist, wie man all die Standards mit einem Content Management System umsetzt bzw. welches (Open-Source-)CMS mit Standards umgehen kann.

Als Nächstes steht auf meiner Reise ins Web 2.0-Land dann wohl Jeremy Keith: Dom Scripting und Eric Meyer: Eric Meyer’s CSS auf dem Plan.

Zeldman ist definitiv ein wichtiger Schritt für alle, die ihre Webseiten zugänglich gestalten wollen oder auch nur einen tiefen Einblick in das Thema gewinnen. Ein absoluter Gewinn.

 

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Sachbuch

Angie Radtke, Dr. Michael Charlier – Barrierefreies Webdesign

Nächster Versuch meines Projekts zur Wissenserweiterung über das Internet. Dieser übersichtliche Addison-Wesley-Band beschreibt die Grundprinzipien der Accessibility anhand der Standards WCAG und BITV (deutsche Gesetze zum Thema Barrierefreiheit). Das Buch richtet sich sowohl an Webentwickler als auch an Webseitenbetreiber, die sich über das Thema informieren möchten.

Webseitenbetreiber werden mit den beiliegenden Codebeispielen wohl eher wenig anfangen können, jedoch sind diese in einem Umfang gehalten, der dem Webentwickler einen Anhaltspunkt verleiht (die Umsetzung für das jeweilige Projekt wird sowieso umfassendere Recherchen im Internet erfordern) aber den Webseitenbetreiber nicht nervt. 

Nach der theoretischen Erläuterung des Themas widmen sich die Autoren dem fiktiven Webauftritt des fiktiven Städtchens Bad Seendorf, den sie zuerst mit umfangreichen Barrieren gestalten, um diese dann zu verbessern und letztendlich in einem Redesign nach Möglichkeit auszumerzen. Dieser Ansatz scheint vernünftig, da ein komplettes Redesign einer Seite oft nicht möglich ist und auch mit behutsamen Änderungen signifikante Verbesserungen erreicht werden können (zumindest wenn die Ausgangsseite so schlecht ist wie Bad Seendorf).

Als Einstieg in das Thema eignet sich das Buch bestens, unbefriedigend ist jedoch das letzte Kapitel zum Thema Content Management. Die Autorin arbeitet selbst am CMS Joomla mit und zeigt hier natürlich eine deutlich (aber immerhin offen) parteiische Meinung. Hier wäre eine ausführlichere und unabhängige Behandlung wünschenswert gewesen.