CN dieses Buch: Krieg
CN dieser Post: –
What we’re doing here tonight doesn’t matter a bit in the cruel scheme of the world, but we’re doing it anyhow. Make it worth your while.
Ein wunderschöner Roman. Am ersten Teil, der im Rahmen eines etwas heruntergekommenen New Yorker Theaters stattfindet, hat mir besonders der Bezug zur Theaterwelt so gut gefallen. Die liebevolle Arbeit der Erzählerin Vivian an den Kostümen der Darsteller*innen des Lily Playhouse fühlte sich ähnlich an wie die Faszination an außergewöhnlichen Kleidungsstücken von Louisa in Still Me, die Kreativität ließ mich an Emi aus Nina LaCours Everything Leads to You denken, die mit einem ähnlichen Perfektionsanspruch an der Gestaltung von Filmsets arbeitet.
Eventually, all of us will be called upon to do the thing that cannot be done.
Kurz nach der Premiere kommt es jedoch zu einer Katastrophe. Vivian stolpert in eine Situation, die ihrer Kontrolle entgleitet und muss sich mit allen Konsequenzen auseinandersetzen, die ihr Fehlverhalten nach sich zieht. Sie verlässt die Stadt und lässt damit nicht nur die geliebten aber verletzten Personen, sondern auch ihre sich entwickelnde Persönlichkeit zurück.
The war had invested with me an understanding that life is both dangerous and fleeting, and thus there is no point in denying yourself pleasure or adventure while you are here.
Der Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 bringt neben dem Kriegseintritt der USA schließlich auch Vivian zurück nach New York City. Von nun an entwickelt sich ihr Leben in eine andere Richtung, sie arbeitet hart, lässt den hedonistischen Teil ihrer Persönlichkeit zu großen Teilen in der Vergangenheit zurück und wächst Stück für Stück an ihren feministischen Perspektiven auf das Leben. Der Roman porträtiert mehrere Frauen, die ein damals zur Zeit des 2. Weltkriegs selbst im liberalen New York nicht akzeptiertes Lebensmodell für sich wählten.
Nor did the threat of danger ever deter me. These were risks I was willing to take. It was more important for me to feel free than safe.
Dass sich diese Umstände in unserer westlichen Gesellschaft in den vergangenen 80 Jahren geändert haben, soll uns nicht darüber hinweg täuschen, dass in vielen anderen Ländern und Kulturen Frauen immer noch als minderwertig betrachtet werden und wesentlich weniger Rechte und Freiheiten in ihrem Leben haben. In Saudi-Arabien dürfen Frauen erst seit 2019 Auto fahren. Homosexualität ist im Iran (und vielen anderen Ländern) nach wie vor strafbar. In diesen Ländern sind Frauen (unabhängig von ihrer Religion) verpflichtet, ihr Kopfhaar zu bedecken. In Österreich gilt umgekehrt ein Verbot der Gesichtsverhüllung, was irgendwie genauso widersinnig der Freiheit im öffentlichen Raum widerspricht.
Seit 1. Oktober 2017 gilt in ganz Österreich ein Verbot der Gesichtsverhüllung. Das Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz soll u.a. zwischenmenschliche Kommunikation ermöglichen, die für ein friedliches Zusammenleben in einem demokratischen Rechtsstaat erforderlich ist.
In der aktuellen Situation sind unsere Freiheitsrechte sowieso noch mehr in Gefahr, als das sonst schon der Fall ist. Mit der Notwendigkeit des gesundheitlichen Schutzes von Menschen(-gruppen) lassen sich viele Maßnahmen argumentieren, gegen die wir unter anderen Umständen jedenfalls lauter protestieren würden. Verlieren wir nicht aus den Augen, welche Rechte uns gerade entzogen werden, damit wir sie später zurückfordern können.
Randnotiz: Wer sich für Frauenrechte und feministische Perspektiven interessiert, der*dem sei herzlich der Lila Podcast empfohlen.