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Klassiker Roman

Anette von Droste-Hülshoff – Die Judenbuche

Buche(c)Günter Havlena/PIXELIO

Diese Verwahrlosung ist umso mehr zu beklagen, da es auch dem letzten nicht leicht an Talenten und geistigen Mitteln gebricht und seine schlaue Gewandtheit, sein Mut, seine tiefen unbändigen Leidenschaften und vor allem seine reine Nationalität, verbunden mit dem markierten Äußern, ihn zu einem allerdings würdigen Gegenstand der Aufmerksamkeit machen.

„Die Judenbuche“ gehört im österreichischen Literatur-Unterricht zu den Standwerken, mit denen sich die Schüler langweilen müssen. In diesem Werk findet sich tatsächlich wenig Spannendes für die „heutige Jugend“. Ein Sittenbild der damaligen Gesellschaft in einer deutschen, ländlichen Gegend, wo das Urteil der Dorfbewohner mehr zählt als das Gesetz.

In den weiteren Erzählungen in diesem Band beschreibt die Autorin ländliche Bräuche wie sie etwa bei Hochzeiten damals geübt wurden. Oft ist es spannend, sich solche Werke in ihrem Kontext anzusehen, um zu erfahren, wie sie sich in die damalige Zeit einfügen. Wie das Werk ursprünglich aufgenommen wurde, geht allerdings weder aus der Wikipedia, als aus anderen Artikeln zum Werk hervor. Auch im Anhang des Buches findet sich dazu nur eine kurze Notiz:

Im Sommer 1844 gelang es jedoch Guido Görres, die Dichterin zu einer anonymen Veröffentlichung der Skizzen in den von ihm geleiteten „Historisch-politischen Blättern“ zu bewegen, wo sie in Band 16 (1845) unter dem Titel „Westfälische Schilderungen aus einer westfälischen Feder“ erschienen. Sie riefen in Westfalen heftige Kritik hervor, die im einzelnen nicht immer unberechtigt war, im ganzen jedoch die Absicht der Dichterin verkannte.

Über die „Absicht der Dichterin“ schweigt sich der Anhang leider aus. Welche Motivation steckte hinter dem Werk? Wollte Droste-Hülshoff Missstände aufzeigen, die mangelnde Moral oder die Selbstjustiz auf dem Lande anprangern? Fragen, die sich Generationen von Schülern Jahr für Jahr stellen müssen. Zum Glück muss ich sie nicht erschöpfend beantworten, sondern kann mich übergangslos angenehmeren Werken zuwenden.