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Etaf Rum – Evil Eye

CN: Nahostkonflikt, Flucht, Rassismus, Beziehungsgewalt


Leider habe ich diesen Post verschleppt, das wird dem Buch nicht gerecht, denn ich fand es sehr gut geschrieben und sehr wichtig zugleich. Es erzählt, wie die Protagonistin Yara sich mit den Erwartungen ihrer Familie, der Gesellschaft und ihren eigenen Ansprüchen an sich selbst auseinandersetzt und dabei einen langen Weg zu gehen hat. Ihre Eltern sind aus Palästina geflüchtet, Yara selbst ist in New York geboren. Sie möchte anders leben als ihre Mutter, sie möchte sich nicht mit der Tradition fesseln lassen und ihren eigenen Weg gehen, eine andere Frau sein: „creative, expressive, free“.

An der Oberfläche hat Yara es geschafft: sie hat eine abgeschlossene College-Ausbildung, sie hat einen Mann geheiratet, der ihr den Freiraum lässt, sich auch beruflich zu verwirklichen (solange sie ihm den Rücken frei hält und am Abend das Essen auf dem Tisch steht). Sie arbeitet an einem College als Fotografin, Web Designerin und lehrt einen Kunstkurs für Anfänger:innen. Doch im Verlauf der Geschichte fällt das immer mehr auseinander, sie wird konfrontiert mit rassistischer Voreingenommenheit ihrer Kolleg:innen ihrer Herkunft bzw. Kultur gegenüber und will sich doch nur selbst beweisen, dass sie es geschafft hat, dass sie frei ist.

Mehr und mehr wird klar, dass sie von ihrem Ehemann bei Weitem nicht so unterstützt wird, wie sie sich das wünscht und erhofft hat. Er versucht ihr immer wieder einzureden, dass es ihre eigene Schuld ist, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden ist, dass sie allein das Problem ist.

It’s terribly difficult to feel like there’s something wrong with you, that everyone knows it, without you knowing exactly what it is.

Im weiteren Verlauf der Geschichte wird klar, dass sie auch generationales Trauma ihrer Eltern aufzuarbeiten hat. Ihr Vater und ihre Schwiegermutter mischen sich immer wieder in ihr Leben ein, zumeist mit dem Argument „das kannst du so nicht machen, was sollen die Leute denken?“.

Yara entscheidet sich in einem lange andauernden Prozess schließlich für ihre Freiheit. Gerade dieser Prozess ist das Spannende, die Autorin lässt ihrer Protagonistin Zeit, an sich zu zweifeln und herauszufinden, was ihr am Wichtigsten ist. Das ist manchmal schmerzhaft, gerade wenn sie wieder unter der Last von Erwartungen unterzugehen droht. Es zeigt aber, dass es eben nicht so einfach ist, herauszufinden, wer wir sind und wie wir leben wollen. Wie wir aufgewachsen sind, beeinflusst uns enorm und gerade unausgesprochene gesellschaftliche Erwartungen können schwer auf uns lasten. Uns davon zu befreien, kann ein schwieriger Prozess sein, aber es lohnt sich, darauf hinzuarbeiten.

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James Michener – The Source

He asked his mother, “If a bee does so much good in the wadi and is tormented by an enemy as fatal as the bird …” He followed the fliegt of the dazzling predator and watched as it swooped down upon a bee returning from the flowers and then spit out the wings. It was an ugly incident and he said, “Is it possible that we also have enemies somewhere in the sky, waiting to pounce on us?” Again he paused, and then put into exact words the problem that had begun to torment his mother: “Suppose the rain has a spirit of its own? Or the sun? What then with our wheat?”

Sobald ich selbst lesen konnte (vielleicht aber auch schon davor), war meine Familie ständiger Gast in der Stockerauer Stadtbücherei. Meine Mutter, meine Schwester und ich teilten uns über Jahre einen Bibliotheksausweis. Woche für Woche schleppte meine Mutter kiloweise Bücher nach Hause und wieder zurück in die Bücherei. Damals las ich die deutsche Version Die Quelle, ich habe einen unfassbar dicken Wälzer in Erinnerung, den ich damals aber in der vorgeschriebenen Ausleihzeit von 2 Wochen problemlos weggelesen habe. Schon damals faszinierte mich die detaillierte Beschreibung der unterschiedlichen Epochen und die geschickte Strukturierung der Geschichte, die am Ende alle Fäden zusammenlaufen lässt.

“El has no home, for he is everywhere.”
This simple idea reached Timna’s inquisitive mind like sunshine after storm, like a rainbow after a fall of cold rain.

Anhand einer fiktiven Ausgrabunsstätte namens Makor, gelegen im heutigen Israel, lässt der Autor Generationen wieder auferstehen. Es beginnt in einer Höhle, wo Ur mit seiner Familie lebt. Sie kommunizieren, jagen, führen jedoch ein einfaches Leben, völlig abhängig von der Witterung. Als Urs Familie entdeckt, dass sich Getreide gezielt anbauen lässt, sind sie gezwungen, ihre Höhle zu verlassen, und sich neben den Feldern niederzulassen. Als die Ernte wiederholt von Stürmen vernichtet wird, entsteht der erste Funke des Glaubens an einen Wettergott, den man erzürnen oder besänftigen kann (Zitat ganz oben). Dieser Moment ist in diesem Roman der Ursprung aller drei Weltreligionen, James Michener beschreibt eindrucksvoll, wie sich der Glaube an eine höhere Macht in den Menschen festigt, wie er ihnen Trost spendet, wie sie aber auch aus Glaubensgründen Fehler machen und ihre Mitmenschen verraten.

… but rather by the sensible logic that pervaded all religions: the Jews had borrowed from the Canaanites, and the Christians had borrowed from the Jews. Now there war approaching from the desert a newer religion that had borrowed even more extensively from both Jew and Christian, but all went back to those primitive urgings which had found expression in Baal, and before him hin the primogeniture divinity of all, the mysterious and self-effacing El.

Auf der Zeitebene der Ausgrabungen in Makor diskutieren der irische Christ Cullinane, der Jude Eliav und der Moslem Tabari die „aktuellen“ (die Originalausgabe erschien 1965) Entwicklungen im Nahen Osten. Die Gebietsansprüche, der Kampf um Jerusalem, das für alle drei Religionen eine wichtige Pilgerstätte ist, die in den Augen von Nicht-Juden unverständlichen und überholungsbedürftigen Regeln der Rabbis, die jedoch das Herz des Judentums ausmachen – all dies besprechen die Archäologen in meist freundschaftlichen Diskussionen und werfen somit zusätzliches Licht auf die Situation und die unterschiedlichen Meinungen.

The Torah says simply, “The seventh day is the sabbath of the Lord thy God: in it thou shalt not do any work…” That’s strait forward. But the rabbis write whole books about what a man shall not do on Shabbat, and when Safad is about to fall to the Arabs you bring out those books to halt sensible work.

Gegen Ende des Buches konzentriert sich die Geschichte sehr auf das Judentum und den Konflikt zwischen den Jahrhunderte alten festgeschriebenen Regeln der Rabbis und der moderneren Interpretation einer neuen Generation von Juden, die stolz auf ihre Herkunft sind und für ihren Staat kämpfen wollen. Das Judentum wird deutlich abgegrenzt von den anderen beiden Weltreligionen, seine Wurzeln gehen tiefer, das mag überraschend für all jene kommen, die heute den Islam für die traditionellste Religion halten.

Dieses Mal habe ich für das Buch mehr als 6 Monate gebraucht. Zu Beginn des Jahres habe ich es begonnen als erstes Buch für die Reading Challenge – A book with more than 500 pages. Bisher hat mir die Reading Challenge hauptsächlich Vielfalt in meiner Leseauswahl gebracht, jetzt fühle ich mich fast etwas eingeschränkt, weil ich eigentlich gerne James A. Michener’s Writer’s Handbook lesen würde, um herauszufinden, wie man solche monumentalen Werke konstruiert. Dass er außerdem die Vorlage zum Musical South Pacific geschrieben hat (seine Erzählungen Tales of the South Pacific), war mir bisher auch entgangen. Und eigentlich möchte ich auch dringend etwas über den Nahost-Konflikt lesen, wie er sich in den 40 Jahren nach dem Ende des Romans entwickelt hat. 1 Buch gelesen, 3 bis 5 neue auf der To Read-Liste. Problems of a Book Nerd.

Reading Challenge: A book with more than 500 pages