Categories
Roman

Gottfried Keller – Der grüne Heinrich

Yellow Flower

Aber leider setzte ich, anstatt mich der praktischeren und beliebteren Waffen meiner Genossen zu bedienen, knabenhafter- und ungalanterweise den Mädchen ihre eigene Kriegführung entgegen. Der trotzige Stoizismus, welchen ich gegen das jungfräuliche Selbstgenügen aufwandte, warf mich um so schneller in eine einsame und gefährliche Stellung, als ich in meiner Einfalt augenblicklich selber daran glaubte und mit heftigem Ernste verfuhr.

Wenn mich die Erinnerung an den Deutschunterricht nicht trügt, handelt es sich beim grünen Heinrich um einen Klassiker der Kategorie „Entwicklungsroman“. Tatsächlich beschreibt der Roman auch Heinrichs Entwicklung vom glücklosen Schüler zum glücklosen Maler. Der erste Teil konzentriert sich auf die Jugendjahre, Heinrichs erste Verliebtheit in die Lehrertochter Anna, seine Affinität zur Landschaftsmalerei. Da Heinrichs Vater verstorben ist, lässt ihm die Mutter alle Freiheiten und ermöglicht es ihm schließlich auch, in der fremden Stadt als Maler sein Glück zu versuchen.

Auch nachdem ich aufgeblickt, veränderte sie Haltung und Ausdruck nicht sofort, und erst als ihre Augen auch einen feuchtern Glanz bekamen, nahm sie sich zusammen. Das Bild dieses Augenblickes ist mir auch geblieben gleich dem stillen Glanz eines Sternes, den man einmal in ungewöhnlich klarer Luft leuchten sah und niemals vergisst.

Dort lernt Heinrich viele andere Künstler sowie diverse Frauen kennen, kann sich jedoch als Maler nicht wirklich durchsetzen. Es könnte ein wichtiger Aspekt sein, dass dieser Heinrich sich einfach nur treiben lässt. Er fühlt sich nicht wirklich verantwortlich, er tappt von einer Gelegenheit zur Nächsten ohne viel Sorgen, ohne Ziel. Als ihm schließlich das Geld ausgeht, verkauft er erst sein gesamtes Werk an einen Trödler und verdingt sich anschließend dort als Fahnenstangenmaler. Erst als er sich tatsächlich nicht mehr zu helfen weiß und sich zu Fuß auf den Weg in die Heimat macht, ist ihm schließlich das Glück hold. Dass seine Existenz als „gewöhnlicher“ Beamter endet anstatt als erfolgreicher Maler spricht eine andere Sprache. Ein äußerst zähes Werk der oben genannten Kategorie mit minimalem Erkenntnisgewinn für den Leser.