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Edward Tufte – The Visual Display of Quantitative Information

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Seit ich Envisioning Information gelesen habe, habe ich immer wieder Richtung Tufte geschielt, aber irgendwie waren die Bücher nie irgendwo zu haben. Dann dachte ich mir, wenn sich andere Menschen in der aktuellen Situation (die nun schon über ein Jahr so geht und immer noch wenig Aussicht auf baldige Besserung) die Wohnung verschönern oder neue Gerätschaften anschaffen, warum sollte ich mir dann nicht eine Buchinvestition gönnen? Beim internationalen Verteilungsportal fand ich dann auch eine Gesamtausgabe (4 Bücher, alle Hardcover, in gutem Zustand) zu einem überschaubaren Preis (auf den dann noch heftige Zollgebühren aufgerechnet wurden, aber da hatte ich mich halt schon entschieden). Ja, die Investition hat sich gelohnt, ich bin sehr glücklich, diese Bücher jetzt in meinem Besitz zu haben und jederzeit darin blättern zu können.

Besonders interessant fand ich hier auch die Einleitung, in der der Autor erklärt, dass kein Verlag dieses Buch produzieren wollte bzw. er sich nicht einig werden konnte wegen seiner hohen Ansprüche. Also hat er das Buch im Selbstverlag herausgegeben und dafür große Summen investiert. Der Erfolg sei ihm vergönnt, ich habe selten ein schöneres Buch in Händen gehalten.

For Playfair, graphics were preferable to tables because graphics showed the shape of the data in a comparative perspective. […] He [Playfair] was right: small, non-comparative, highly labeled data sets usually belong in tables.

Das generelle Thema ist die Darstellung von Informationen in Grafiken. Dabei erfährt die Leserin unter anderem von William Playfair (1759–1823), der die meisten Grafikformate, die wir heute kennen, sozusagen erfunden hat.

Graphical excellence is that which gives to the viewer the greatest number of ideas in the shortest time with the least ink in the smallest space.

Jedes Kapitel schließt Tufte mit Prinzipien ab, die er auf die Gestaltung von Grafiken bzw. die visuelle Darstellung von Information generell anwendet. Als Maßstab für die Beurteilung von grafischen Darstellungen wendet er den sogenannten data/ink-Ratio an. Dabei unterteilt er solche Teile von Grafiken, die tatsächlich die Daten darstellen, und solche, die quasi Ballast sind und weggelassen werden können, ohne dass die Daten dabei verändert werden. Gerade dieses Kapitel, in dem er zeigt, wie einfach sich der data/ink-Ratio bei verschiedenen Grafiken erhöhen lässt, fand ich sehr spannend. Ich würde meine Box Plots in Zukunft zwar gerne so zeichnen, befürchte allerdings, dass meine Redaktionskolleginnen sich nicht so leicht davon überzeugen lassen werden.

Erklärt werden auch viele Fehler, die beim Gestalten von grafischen Informationen passieren können. Als Beispiel sei hier das Verhältnis zwischen visual area und numerical measure genannt. Wenn beispielsweise Inflationsraten durch kleiner werdende Geldscheine dargestellt werden, ergibt sich dadurch ein falsches Bild, da die Geldscheine in zwei Dimensionen verkleinert werden, obwohl es sich bei der Inflationsrate um eine eindimensionale Information handelt. Gleiches gilt für Ölfässer unterschiedlicher Größe, die den Wert eines Barrels Rohöl anzeigen sollen (und ich bin fast sicher, dass ich in meiner Vergangenheit in einem anderen Job diese Sünde auch begangen habe …).

Es handelt sich hierbei natürlich um grafische Fachliteratur, die jedoch sehr interessant bestimmte Facetten der grafischen Darstellung von Informationen auslotet. Wer sich für diese Themen interessiert, wird mit Tuftes Standardwerk sicher seine*ihre Freude haben.