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Roman Thriller

Patricia Highsmith – Der talentierte Mr. Ripley

CN dieses Buch: Mord
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Sie waren keine Freunde. Sie kannten sich nicht. Darin sah Tom die entsetzliche Wahrheit, sie galt für alle Zeiten, für alle Menschen, die er künftig noch träfe: jeder hat vor ihm gestanden, wird vor ihm stehen, und er wird immer und immer wieder wissen, dass er sie niemals kennt, und das schlimmste ist, dass er immer eine Zeitlang die Illusion haben wird, er kennte sie, er und sie seien völlig im Einklang miteinander und eins.

Ein Klassiker des Thriller-Genres, den ich mir aus dem offenen Bücherschrank mitgenommen habe. Ich fand es sehr beeindruckend, wie detailliert die psychische Verwirrung des Protagonisten Tom Ripley dargestellt wird. Das beginnt mit dem Gefühl, keinen Menschen jemals kennen zu können (siehe Zitat oben) und steigert sich dann in Hass auf Dickie und Marge, die scheinbar seinem Glück im Wege stehen.

Tom schwitzte, ihm war heiß unter seinen Kleidern, aber auf der Stirn war es kalter Schweiß. Er hatte Angst, aber nicht vor dem Wasser, es war Dickie, vor dem er Angst hatte. Er wusste, er würde es tun, er würde sich jetzt nicht mehr zurückhalten, vielleicht konnte er sich nicht mehr zurückhalten, und er wusste, es könnte vielleicht schiefgehen.

Eindringlich beschrieben sind auch die Gefühlszustände, die zum ersten Mord führen. Der Zweite ist dann lediglich eine Konsequenz unglücklicher Umstände. Die Tom jedoch kaum Sorgen bereitet. Die ihm bekannten Personen, die ebenfalls von diesen Morden betroffen sind, hält er klinisch auf Abstand. Schuldgefühle sind keine vorhanden.

Hätte er doch nur seine Besichtigungen alle allein gemacht, dachte Tom, hätte er es doch nur nicht so eilig gehabt und wäre nicht so gierig gewesen, hätte er doch nur nicht das Verhältnis zwischen Dickie und Marge so dämlich falsch beurteilt, oder hätte er doch einfach gewartet, bis sie sich aus freien Stücken getrennt hätten – dann wäre nichts von all dem passiert, und er hätte sein Leben lang mit Dickie zusammenbleiben können, hätte reisen und leben und sein Leben genießen können bis ans Ende seiner Tage. 

Nicht eingestandene Homosexualität ist ebenfalls ein zentrales Motiv. Tom möchte gleichzeitig (wie) Dickie sein bzw. Dickies Leben führen, als auch Dickies Partner sein und sein Leben mit ihm zu verbringen. Beides wird im Verlauf der Geschichte mehr oder weniger unmöglich. Wobei das offene Ende auch andere Interpretationen zulässt.