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Klassiker Novelle

Jeremias Gotthelf – Die schwarze Spinne

Blick auf die U4-Strecke bei der Station Meidling Hauptstrasse, Wien, Sonnenuntergang, HDR made with Pro HDR

Keiner konnte es wehren; einer nach dem andern schrie auf, von Glut verzehrt, und von des Pfaffen Glatze nieder glotzte sie in den Greuel hinein, und mit dem Becher, der nicht aus seiner Hand wollte, wollte er Pfaffe den Brand löschen, der loderte vom Kopfe herab durch Mark und Bein.

Da mir schon die Einleitung zu dieser Rezension schwerfällt, ein kurzer Blick auf Wikipedia: Jeremias Gotthelf. Ah, ein Pfarrer. Welch Überraschung. Kann man diese Novelle nämlich als Aufruf eines Pfarrers an seine Gemeinde sehen, sich an die Gesetze Gottes zu halten, so erklärt dies einiges und man kann sich entspannt zurücklehnen. Gleich mehrere Generationen müssen der schwarzen Spinne zum Opfer fallen, da sich jeweils nur ein oder zwei Gerechte in einem Meer von schlechten und sündigen Menschen finden. Gerade diese Gerechten sind es wie so oft, denen es zufällt, das Böse in ein Loch zu stopfen und mit einem Zapfen einzusperren, wobei sie leider selbst ihr Leben lassen.

Hier hält sich leider sowohl der Unterhaltungswert als auch der Erkenntnisgewinn in Grenzen. Wenigstens war es kurz.

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Klassiker Roman

Anette von Droste-Hülshoff – Die Judenbuche

Buche(c)Günter Havlena/PIXELIO

Diese Verwahrlosung ist umso mehr zu beklagen, da es auch dem letzten nicht leicht an Talenten und geistigen Mitteln gebricht und seine schlaue Gewandtheit, sein Mut, seine tiefen unbändigen Leidenschaften und vor allem seine reine Nationalität, verbunden mit dem markierten Äußern, ihn zu einem allerdings würdigen Gegenstand der Aufmerksamkeit machen.

„Die Judenbuche“ gehört im österreichischen Literatur-Unterricht zu den Standwerken, mit denen sich die Schüler langweilen müssen. In diesem Werk findet sich tatsächlich wenig Spannendes für die „heutige Jugend“. Ein Sittenbild der damaligen Gesellschaft in einer deutschen, ländlichen Gegend, wo das Urteil der Dorfbewohner mehr zählt als das Gesetz.

In den weiteren Erzählungen in diesem Band beschreibt die Autorin ländliche Bräuche wie sie etwa bei Hochzeiten damals geübt wurden. Oft ist es spannend, sich solche Werke in ihrem Kontext anzusehen, um zu erfahren, wie sie sich in die damalige Zeit einfügen. Wie das Werk ursprünglich aufgenommen wurde, geht allerdings weder aus der Wikipedia, als aus anderen Artikeln zum Werk hervor. Auch im Anhang des Buches findet sich dazu nur eine kurze Notiz:

Im Sommer 1844 gelang es jedoch Guido Görres, die Dichterin zu einer anonymen Veröffentlichung der Skizzen in den von ihm geleiteten „Historisch-politischen Blättern“ zu bewegen, wo sie in Band 16 (1845) unter dem Titel „Westfälische Schilderungen aus einer westfälischen Feder“ erschienen. Sie riefen in Westfalen heftige Kritik hervor, die im einzelnen nicht immer unberechtigt war, im ganzen jedoch die Absicht der Dichterin verkannte.

Über die „Absicht der Dichterin“ schweigt sich der Anhang leider aus. Welche Motivation steckte hinter dem Werk? Wollte Droste-Hülshoff Missstände aufzeigen, die mangelnde Moral oder die Selbstjustiz auf dem Lande anprangern? Fragen, die sich Generationen von Schülern Jahr für Jahr stellen müssen. Zum Glück muss ich sie nicht erschöpfend beantworten, sondern kann mich übergangslos angenehmeren Werken zuwenden.