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Jessamin Chan – The School For Good Mothers

CN dieses Buch: Rassismus, Depression, Andeutung sexueller Handlungen, Gewalt, Sexismus, Suizid, Krankheit (Krebs, psychische Krankheiten)
CN dieser Post: Suizidgedanken


Was für ein gruseliges Buch. Die Autorin beschreibt eine Gesellschaft, in der Eltern in eine Besserungsanstalt geschickt werden, wenn sie (vermeintlich) ihren Kindern schaden. Die Geschichte beginnt mit der Protagonistin Frida, die in einer schwierigen Situation nicht mehr ein noch aus weiß. Vom Vater ihres Kindes Harriet lebt sie getrennt, sie teilen sich das Sorgerecht, die Hälfte der Woche, die Harriet bei Frida verbringt, arbeitet Frida von zuhause aus. Ein Entgegenkommen ihrer Arbeitsstelle, für das sie dankbar sein müsste. In der Realität kann Frida jedoch weder ihrer Tochter noch ihrer Arbeit jemals gerecht werden, die Anforderungen sind astronomisch. Nachdem Frida an einem sehr schlechten Tag eine sehr schlechte Entscheidung trifft, sieht sie sich konfrontiert mit einem System, das sie nicht nur als schlechte Mutter abstempelt, sondern auch jeder Chance beraubt, jemals dieses Stigma wieder loswerden zu können.

Aus dem System gibt es kein Entrinnen. Um ihre Tochter wieder zu bekommen, muss Frida allem zustimmen, darf nicht aufbegehren, muss alle Ungerechtigkeiten über sich ergehen lassen. Schon die Szenen zu Beginn, in denen Frida unter unmöglichen Umständen unter der Aufsicht einer Sozialarbeiter:in beweisen soll, dass sie mit ihrer Tochter nicht überfordert ist, lassen mich vor Ungerechtigkeit fast aufschreien. Diese Grausamkeit steigert sich jedoch in der Schule, in der Frida schließlich lernen soll, eine gute Mutter zu sein, in bisher ungekannte Dimensionen.

Bad parents must be transformed from the inside out. The right instincts, the right feelings, the ability to make split-second, safe, nurturing, loving decisions.

Die Schule erweist sich als Ort der Gehirnwäsche. Immer wieder müssen die Frauen sich selbst vorsagen, was für schlechte Mütter sie sind. Dass sie es verdienen, hier und getrennt von ihren Kindern zu sein. Dass sie gesündigt haben und nun Buße tun müssen.

A mother is always patient. A mother is always kind. A mother is always giving. A mother never falls apart. A mother is the buffer between her child and the cruel world.

Um zu lernen, wie sie gute Mütter sein können, werden die Mütter mit Roboterkindern ausgestattet, an denen sie nun beweisen müssen, dass sie fähig sind, mütterliche Emotionen zu empfinden und dementsprechend richtig zu handeln. Viele Mütter halten dem Druck nicht stand und scheitern an der unmöglichen Erfüllung der an sie gestellten Aufgaben. Manche versagen in den Tests immer wieder, manche verstoßen aus Einsamkeit gegen die absurden Regeln der Schule, manche sehen keine Hoffnung und keinen Sinn mehr in ihrem Leben.

A mother who is in harmony with her child, who understands her place in her child’s life and her role in society, is never lonely. Through caring for her child, all her needs are fulfilled.

Ein ausgezeichnetes Beispiel bietet das Buch auch für die Art von Überwachung, die aufzeigt, dass Beobachtungen von menschlichen Handlungen immer interpretiert werden. Unter Videoüberwachung soll Frida zeigen, wie sehr sie ihre Tochter vermisst, wie sehr sie ihren Fehler bereut. Ihre Emotionen werden jedoch von den Menschen des Systems völlig unterschiedlich interpretiert, kalt und egoistisch wird Frida dargestellt, selbstsüchtig und nicht fähig, sich um ihre Tochter zu kümmern. Lange klammert sich Frida an jeden einzelnen Funken Hoffnung. Die Aussichtslosigkeit ihrer Lage wird erst auf den letzten Seiten deutlich.

Sometimes people do things because that thing will make them feel good in the moment. Because they just want to feel better.