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Erfahrungsbericht Ratgeber

Lars Amend – Why not?

CN dieses Buch: Suizid, Depression
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Eine langjährige Freundin hat mir dieses Buch empfohlen. Das war auch der Grund, warum ich nicht nach dem ersten Kapitel aufgehört habe, zu lesen. Es ist nicht so, dass mich die Inhalte generell nicht interessiert hätten. Es ist eher so, dass ich das Gefühl hatte, ich hätte das alles schon mal gehört, gelesen oder selbst geschrieben. Und das in einem Schreibstil, der mir wesentlich mehr zusagt als der von Lars Amend. (Auf seiner Webseite bezeichnet er sich als „Lifestyle Coach, Motivator und Bestsellerautor“. Das alleine hätte mich abgehalten, hätte ich das vorab recherchiert …).

Ändere deinen Blickwinkel und du änderst alles.

Das Buch ist also eine Ansammlung aus Zitaten und Lebensweisheiten, die in der Theorie immer recht schön klingen, in der praktischen Anwendung aber oft darauf hinauslaufen, dass wir einfach selbst schuld sind, wenn unser Leben nicht so verläuft, wie wir uns das wünschen. Mit dieser Position habe ich schon seit Längerem meine Schwierigkeiten. Es haben einfach nicht alle Menschen ähnliche Möglichkeiten, ihr Leben zu verändern. Finanzielle und soziale Hintergründe können hier einen großen Unterschied machen. Somit finde ich es falsch, zu behaupten, jeder Mensch könne sein Leben transformieren, indem er einfach durchhält und seine Perspektive verändert.

Noch ein paar Beispiele gefällig? (Originalzitate in „Anführungszeichen“, andere Formulierungen von mir gekürzt)

  • Stell dich deiner Angst, sonst hält sie dich gefangen.
  • „Stell in Zeiten des Zweifels nicht gleich alles infrage, sondern hab Vertrauen.“
  • Wenn du eine Veränderung in deinem Leben willst, dann kannst du nicht dasselbe tun, was du bisher getan hast. (Oder: Die Veränderung kommt nicht von allein.)
  • „Ändere deine Gedanken und du änderst deine Welt!“
  • Nichts ist für immer. Alles ändert sich. Everything in life is only for now.
  • „Wenn es schwer wird, halte durch. Auch wenn es aussichtslos scheint, gehe langsam, aber gehe weiter. Aufgeben ist keine Option. Niemals.“
  • Das Erfolgsrezept: Unerschütterlicher Glaube daran, dass es möglich ist, auch die schwierigsten Ziele zu erreichen. Tägliches Training ist das beste Rezept gegen Selbstzweifel. Dankbarkeit für jeden Schritt der Reise, auch für die Rückschläge und Misserfolge.
  • „Du kannst deine Vergangenheit nicht mehr ändern. Du lebst dort nicht mehr. […] Aber deine Zukunft kannst du beeinflussen. Hier und jetzt. In der Gegenwart.“
  • „Die Wahrheit ist: Nicht du leidest, sondern dein Gehirn spielt ein Programm ab, das dich leiden lässt.“ Diese Behauptung halte ich für etwas gewagt. Ich stelle nicht in Frage, dass sich durch eine andere Weltsicht das eigene Leiden lindern lässt. In bestimmten Situationen wird es jedoch den optimistischsten Menschen nicht gelingen, das Gehirnprogramm des Leidens abzustellen. Und ich halte das auch nicht für sinnvoll.
  • „Negative Glaubenssätze hindern uns daran, unseren Träumen zu folgen, sie bremsen uns aus und halten uns klein. Sie nehmen uns den Mut und rauben uns die Kraft und den Willen, Neues zu entdecken.“
  • „Was andere über dich denken, ist bedeutungslos. Ihre Urteile über dich sind bedeutungslos. Was du über dich denkst, bedeutet hingegen die Welt – einfach alles! Es ist DEIN LEBEN, es sind DEINE TRÄUME.“
  • „Fehlschläge sind deswegen so unglaublich wichtig, weil sie dir wertvolle Erkenntnisse und Einsichten liefern, wie etwas nicht funktioniert, wie man etwas verbessern oder ein Problem nachhaltig lösen kann. […] Einen Fehler zu machen bedeutet nicht, dass man etwas nicht gut kann.“ Allerhöchstens, dass du etwas noch nicht gut kannst.

Der Großteil dieser Behauptungen stimmt vermutlich bzw. stimmt für einen Großteil aller Menschen. Mir gefällt aber einfach diese Coaching-Sprache nicht. Zu viele (symbolische) Blumen und Sterne und Schmetterlinge. Für andere Menschen ist das vielleicht genau das Richtige.