Categories
Sachbuch

Clay Shirky – Here Comes Everybody

… the point is that once a group has come together, those kinds of issues of community control aren’t simple.

Der Autor beschreibt in diesem Buch die neuen Möglichkeiten der Gemeinschaftsbildung, die sich über das Internet und die darauf basierende Software ergeben. Er untersucht dabei die Entstehung von weltweit erfolgreichen Projekten wie zum Beispiel der Wikipedia oder dem Betriebssystem Linux.

…groups are not just simple aggregations of individuals.

Ein langes Kapitel beschäftigt sich mit der Veränderung des Zeitungswesens aufgrund der „neuen Medien“. Der Autor vergleicht die Veränderungswirkung des Internets mit derjenigen, die sich durch die Veränderung des Buchdrucks ergeben hat. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten Bücher nur in mühsamer Handarbeit kopiert werden. Die Kirche versuchte, die Verbreitung des Buchdrucks zu verhindern, weil sie um ihr Monopol fürchtete. Der Beruf des Schreibers starb zwar tatsächlich durch den Buchdruck langfristig aus, es wurden jedoch unzählige neue Tätigkeiten geschaffen und durch die wesentlich erweiterten Zugriffsmöglichkeiten auf Informationen auf Papier erweiterte sich auch die Zielgruppe. Ängste vor dem Aussterben (der Zeitungen, des Journalismus, bestimmter Professionen) sind auch heute durch die Veränderungen auf Basis des Internets allgegenwärtig.

Communications tools don’t get socially interesting until they get technologically boring. The invention of a tool doesn’t create change; it has to have been around long enough that most of society is using it.

Das obige Zitat referenziert vage auf die Erfindung der Wiki-Software, die jedoch erst durch das Projekt freie Enzyklopädie globale Verbreitung erlangte. Der Autor legt dar, dass die Erfindung einer Software (einer Technologie, einer Kommunikationsmethode) allein noch keine Veränderung hervorruft. Es muss sich eine kritische Masse an NutzerInnen finden, die diese Technologie für ihre Zwecke nutzen und dadurch wiederum das Medium selbst verändern.

Increased options for communication in groups don’t just mean we will get more of the patterns we already recognize; they also mean we will also get more new kinds of patterns. More is different, even for people who understand that more is different, which explains in part our persistent difficulties in getting technology predictions right.

Mit Voraussagen hält sich der Autor weise zurück. Das Buch stammt aus dem Jahr 2008 und in den vergangenen 10 Jahren haben sich zweifellos noch viele weitere Veränderungen ergeben, die in einer aktualisierten Ausgabe Platz fänden. Ausgeklammert werden hier großteils die negativen Auswirkungen der vereinfachten Gruppenbildung im Internet wie zB Hatespeech und Cybermobbing. Das Buch zeichnet ein hoffnungsfrohes Bild unserer digitalisierten Gegenwart und Zukunft, ohne dabei auf die Ungleichheiten hinzuweisen, die selbstverständlich auch in diesem Bereich existieren. Ein etwas kritischerer Blick wäre mir persönlich lieber gewesen.