Space in typography is like time in music. It is infinitely divisible, but a few proportional intervals can be much more useful than a limitless choice of arbitrary quantities.
Meine Mutter hat mich mit diesem Buch im Hof sitzen gesehen und meinte nach einem kurzen Blick: „Das ist ja gar kein Vergnügen, das ist ja Arbeit.“ Sie hatte Recht und Unrecht. Natürlich kann kein Chef von mir verlangen, dass ich Typografiebücher lese und ich hab’s mir selber ausgesucht, also Vergnügen. Aber dann auch wieder Arbeit. Weil so viele Dinge, von denen ich weiß, dass sie im Magazinlayout gang und gäbe sind, von Robert Bringhurst entwertet und widerlegt wurden. Am Anfang hab ich befürchtet, ich könnte nach der Lektüre meinen täglichen Job nicht mehr machen. Hab dann die Dosis reduziert und mir Zeit gelassen, damit das Wissen auch einsinken kann. Und dann ist es auch noch amüsant geschrieben mit treffenden Metaphern und Witzen.
Etwa schreibt er in den Schriftmustern zur Alcuin:
As such, it does not have and does not need a sloped companion face. There is instead an extensive range of weights with text figures and small caps. This is everything required for setting excellent text. The face should not be used where editorial inflexibility demands the use of roman and italic.
Eine brillante Umschreibung dafür, dass der Chef in alles reinregiert, und italic verlangt, obwohl es absolut unpassend ist. Bei den Schriftmustern hab ich so einiges gefunden, was ich noch nicht kannte, hauptsächlich klassische Schriften, die sich für Fließtexte eignen und sich über lange Jahre bewährt haben. Es müssen nicht immer Garamond und Futura sein. Auch einige Tipps zur Verwendung von Klammern als Korrekturmarker, die mir bisher nicht bekannt waren:
In the editing of classical texts, angle brackets are used to mark editorial additions while braces mark the editor’s deletions.
Also ich kann meinen Job noch machen. Für den interessierten Typografie-Enthusiasten hat dieses Werk so einiges zu bieten und ich werde sicher noch oft auf meine Notizen zurückgreifen und davon profitieren. Wird auf jeden Fall in meine Fachliteratur-Bibliothek aufgenommen. Also doch Arbeit ;-)