Be a clown, be a clown,
All the world loves a clown
Dass diese Feststellung aus einem Cole-Porter-Song nicht stimmt, hat mir der Mann bewiesen, der in einem Fast-Food-Restaurant mit Grabesstimme verkündet: „Hoffentlich kommt kein Clown.“
Ähnlich amüsante (und vermutlich weit spannendere) Anekdoten hat auch die Cole-Porter-Biographie von William McBrien zu bieten. Der Autor vertieft sich in die Lebenswelten des populären Komponisten seiner Zeit und lässt auch seine privaten Probleme nicht außer Acht. Das Verhältnis zu seiner Frau Linda – die Ehe mehr eine Freundschaft als eine richtige Ehe –, seine wechselnden Beziehungen zu Männern, seine gesundheitlichen Probleme nach einem Sturz vom Pferd, die schließlich nach Jahren der Schmerzen zum Verlust des Beins führten.
But then, this is not a review for stupid people. Such would not understand the weltschmerz that must have led the writer of those lines to only seem to scoff at Manhattan by calling it a dirty town, while he really was choking back a wave of deep emotion that insisted on finding expression in the use of “dear” and “old”.
McBrien zitiert unter anderem aus den damaligen Kritiken zu Porters Werken, die ich nicht nur wegen der fantasievollen Schreibe der amerikanischen Rezensenten spannend finde, sondern auch wegen dem wiederholten Einwurf von deutschen Worten, die sich in den amerikanischen Sprachgebrauch eingeschlichen haben wie etwa in diesem Beispiel ”Weltschmerz“. Auch der „Zeitgeist“ begegnet uns immer wieder in allen möglichen Zusammenhängen.
He startet writing a song by selecting a title. “From this title I work out the psychology of the tune. Next I write a lyric backwards, and in this way build it up to a climax … if I can’t find a good climactic line I throw out the tune.“
Auch die Arbeitsweise des Komponisten wird thematisiert. Dies ist vor allem für andere Kreative interessant, ich finde es immer wieder spannend, über die Arbeitsweise anderer zu lesen. Die Enthüllung, dass Cole Porter für seine Texte Reimwörterbücher zu Hilfe nahm, überrascht und beruhigt gleichzeitig. Wenn ein großer Komponist wie Cole Porter manchmal Schwierigkeiten hatte, die Teile zusammenzusetzen, kann das dem eigenen Kreativschaffen etwas den Druck nehmen.
The show opened in Philadelphia on December 2, 1948, and underwent scarcely any revisions. Five minutes of the book were cut to make room for extra choruses of “Brush Up Your Shakespeare“. “No rewriting of the libretto or songs; no songs added or dropped; no trying out of songs in different places … It is the only musical in the history of American musicals that can claim this heavenly distinction.
Ein langes Kapitel befasst sich mit dem größten Hit Cole Porters, dem heute noch oft gespielten Kiss Me, Kate. Ich selbst habe in den letzten Jahren drei Inszenierungen dieses Klassikers gesehen und diese scheinen das obige Zitat zu bestätigen. Die deutsche Version „Schlag nach bei Shakespeare“ wird in jeder Inszenierung bis aufs Mark ausgereizt. Ohne die Gangster würde diese Komödie nicht nur nicht funktionieren, sie wäre wohl niemals über eine Off-Broadway-Bühne hinausgekommen. Meine Beobachtungen haben auch ergeben, dass das Publikum bei diesem Stück häufig aus Nostalgiegründen kommt. Kaum jemand kennt die Geschichte nicht, man kommt eher, um die bekannten Melodien wie das auch außerhalb der Musicalwelt weithin bekannte „Wunderbar“ live gespielt und gesungen zu hören und in Erinnerungen zu schwelgen. Kein anderes Cole-Porter-Musical hat einen ähnlichen Klassiker-Status erreicht, am häufigsten kann man im deutschsprachigen Raum noch Anything Goes sehen.
Really, until Rodgers and Hammerstein, if you had to change a scene, a girl could come out in front of the curtain and sing anything or dance anything … Porter created all of his songs to spring naturally out of the book.
Cole Porter liebte das Theater. Er schuf nicht nur fantastische Melodien, die heute noch verzaubern sondern veränderte mit seinen Werken auch die Musicalwelt an sich. Es wäre zu hoffen, dass heutige Intendanten sich ein Beispiel nehmen und einige seiner weniger bekannten Werke wieder ausgraben und ihnen so zu neuem Leben verhelfen. Nicht, dass My Fair Lady ein schlechtes Stück wäre. Aber es braucht auch mutige Theatermacher, die den Beweis antreten, dass das Musical auch abseits der ausgetretenen Pfade spannende Stücke und Melodien zu bieten hat. Cole Porters unbekannte Werke wiederzuentdecken, wäre da auch einmal ein spannender Ansatz.
Am Rande: ein interessantes Phänomen des Kindle Books zeigt sich hier erstmals: der Autor hat seine Quellen ausführlich dokumentiert, in einem Papierbuch werden diese Quellen üblicherweise mit kleiner Schrift am Ende des Buches zusammengepfercht. Da dürfte beim Umwandeln ins eBook-Format wohl etwas schief gegangen sein, denn die Quellenangaben im eBook umfassen die letzten 20% des Buchs.