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Roman

Clemens J. Setz – Söhne und Planeten

Tropfen(c)Ilona Martin/PIXELIO

Wie alle Schriftsteller, die in der Gesellschaft von Frauen aufgezogen worden sind und die ihre Sexualität aus Lust und Notwendigkeit in ihr Werk integrieren, habe ich eine Art von selbstverständlicher Obsession für weibliche Verhaltensweisen, Körper, Beziehungen und Eigenschaften. Wahrscheinlich ist nichts weniger überraschend als diese Feststellung, denn jeder kann ja nur über die Dinge schreiben, die er am besten kennt.

Ich kann mich noch erinnern, dieses Buch auf die Wunschliste gesetzt zu haben aufgrund einer euphorischen Rezension in einer großen österreichischen Tageszeitung. Das Werk wurde als kreativ erzähltes Romanwerk beworben und bejubelt. Tatsächlich scheint es eher eines dieser Werke zu sein, dass die Buchkritiker schon allein deshalb bejubeln, weil sie sich nicht die Zeit nehmen, das Gewirr an episodenhaften Erzählungen tatsächlich zu hinterfragen.

Du sitzt im Bus und denkst nichts Böses, auch nichts Besonderes, schon gar nichts Poetisches. Plötzlich aber hebt hinter dir eine Frau ihr Mobiltelefon ab, seufzt und buchstabiert den geheimnisvollen Wortkomplex „Serotonin Reuptake Inhibitor“. Gleichzeitig fällt dein Blick durch das tropfenverschmierte Fenster auf einen Spielplatz, wo ein erwachsener Mann in kurzen Radlerhosen auf einer Schaukel sitzt und sich hin und her wiegt.

Viele der erzählten Begebenheiten sind poetisch beschrieben und lenken den Blick auf die Kleinigkeiten des Alltags, die man oft aus Hektik übersieht. Aber das große Ganze will sich von allein nicht entwickeln, die Teile passen einfach nicht zusammen.