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Klassiker Kurzgeschichten

Ambrose Bierce – Bittere Stories

Die Geschichten in diesem Band beschäftigen sich hauptsächlich mit Erfahrungen aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Ambrose Bierce wurde als Freiwilliger in der Unionsarmee mehrmals verwundet und verarbeitete diese Erfahrungen in seinen Geschichten.

Gemeinsam ist seinen Stories, dass sie stets mit einer überraschenden Wendung enden. Es erstaunt immer wieder aufs Neue, wie es Bierce gelingt, stets in den letzten Sätzen – manchmal sogar in den letzten Worten – das Ruder herumzureißen. Trotz des Schwerpunkts auf dem amerikanischen Bürgerkrieg sind mir zwei andere Geschichten ins Auge gestochen, speziell eine zum Thema Schachcomputer. Dass sich Bierce bereits vor über 100 Jahren mit diesem Thema auseinandersetzte, erscheint überraschend und bemerkenswert.

Ich wollte Sie auf Folgendes aufmerksam machen: Spencers Definition vom ,Leben’ schließt die Tätigkeit einer Maschine mit ein – die Definition sagt nichts, was dem entgegenstände. Wenn der Mensch – gemäß diesem scharfsinnigsten aller Beobachter und tiefgründigsten aller Denker – in der Zeit seiner Wirksamkeit lebt, dann lebt auch eine Maschine, solange sie in Gang ist. Als Erfinder und Konstrukteur von Maschinen weiß ich, dass das wahr ist.

Darin beschäftigt sich Bierce mit der Frage, ob Computer Bewusstsein haben. Das passt hervorragend zu Computerdenken, dass sich ebenfalls mit der Frage des Bewusstseins beschäftigt. In Bierce’ Geschichte „Stärker als Moxon“ erweist sich der Schachcomputer schließlich als stärker, dies jedoch wie oben bereits erwähnt, in anderer Weise als erwartet.

Unheimliche Anekdote: Eine weitere Geschichte beschäftigt sich mit einem unsichtbaren Mörder, der sich im wilden Hafer versteckt. Am Abend, als ich diese Geschichte gelesen habe, gab’s im Fernsehen Hollow Man Teil I + II.

Einen Augenblick lang stand ich unentschlossen da, dann warf ich mein Gewehr weg und stürzte meinem Freund zu Hilfe. Ich hatte den unbestimmten Eindruck, dass er von einem Anfall oder einer Art von Krämpfen befallen war. Bevor ich ihn erreichen konnte, lag er am Boden und war verstummt. Kein Geräusch war mehr zu hören, aber jetzt sag ich mit einem Gefühl des Entsetzens, das mir nicht einmal das schreckliche Geschehen eingeflößt hatte, abermals die mysteriöse Bewegung des wilden Hafers, die sich von dem niedergetretenen Fleck um den am Boden Liegenden aus in Richtung auf den Waldrand hinzog.