Warum lesen Menschen Bücher über Zeitmanagement? In ihrer Einleitung erklärt die Autorin unter anderem, dass Bücher über Zeitmanagement hauptsächlich von Menschen gelesen werden, die ohnehin schon organisiert, aber immer auf der Suche nach weiteren Verbesserungsmöglichkeiten sind. Das trifft auf mich auch irgendwie zu. Tatsächlich hat mich aber an diesem Buch angesprochen, dass es nicht nur darum geht, wie man möglichst viel in möglichst wenig Zeit erledigt bekommt. Es geht mehr um das Gefühl, tatsächlich genug Zeit zu haben für alle Dinge, die einer/einem wichtig sind. Obwohl ich mich selbst eher organisiert fühle und auch das Gefühl habe, viele Dinge im Leben erledigt zu bekommen, beschleicht mich immer wieder das Gefühl, das nie genug Zeit für alles da ist. Es gibt immer Dinge, die auf die lange Bank geschoben werden müssen, weil sie keine Priorität erreichen. Es gibt immer wieder Bücher, die ich nicht auf die Leseliste setze, weil diese sowieso schon unfassbar lang ist und ich die Bücher lokal nicht bekommen kann. Es gibt immer wieder Projektideen, die in einem Someday-Maybe-Modus verschimmeln, weil sie viel Zeit und ein hohes Ausmaß an Lernaufwand erfordern.
Consequently, much of the literature telling people to slow down and smell the roses may as well be like the old man in the grocery store telling you to enjoy every moment. It is impossible. Worse, it adds insult to injury by making you feel like you are a bad person for noticing that life has tough moments.
Die Autorin hat umfassende Forschung betrieben zu den Fragen, warum manche Menschen das Gefühl haben, ihre Zeit gut zu nutzen und für alle wichtigen Dinge Zeit zu haben und andere nicht. Immer wieder kommt sie dabei zu dem verblüffenden Ergebnis, das jene Menschen, die besonders produktiv sind oder wirken, nicht mehr Zeit mit Arbeit verbringen als andere. Sie organisieren ihre Zeit nur anders und – was viel wichtiger ist – sie erleben sie bewusster. Menschen, die ihren Arbeitsweg nicht nur absolvieren, sondern Strategien entwickeln, um diese Zeit produktiv zu nutzen (im Zug ein Buch lesen anstatt Social Media, im Auto Podcasts hören anstatt Radiowerbung), haben weniger das Gefühl, diese Zeit wäre verloren.
Ein in vielen Produktivitätsdiskursen vorkommendes Thema ist das Setzen von Prioritäten: die wichtigste Aufgabe des Tages zuerst erledigen. Wer seinen Tag mit dem Beantworten von E-Mails beginnt, hat später kaum noch Energie für die tatsächlichen kreativen Arbeiten. (Das Buch geht natürlich schon sehr deutlich von einem großteils selbst organisierten Arbeitstag mit der Möglichkeit der freien Prioritätensetzung aus.) Was jedoch hier wenig bedacht wird, sind die vielen Umstände, die die Erledigung von bestimmten Dingen (Arzttermine, jegliche Art von Erledigungen, die zu Geschäftszeiten stattfinden müssen) nur zu Tageszeiten möglich machen, die eigentlich für diese wesentliche Arbeit genutzt werden könnten und sollten.
Why is today different from all other days? Why should my brain bother holding on to the existence of this day as it curates the museum of my memories?
Ein langes Kapitel widmet sich auch den Erinnerungen, die uns Zeit im Rückblick länger erscheinen lassen. Ein Standard-Arbeitstag bleibt kaum in Erinnerung. Bei einem Arbeitstag, der von einem Konzert oder einem Fahrradausflug mit Kollegen gekrönt wird, sieht die Sachlage schon deutlich anders aus. Erinnerungen zu pflegen gibt uns das Gefühl, unsere Zeit sinnvoll genutzt zu haben.
One of the most potent ways people keep themselves from lingering and savoring? Thinking about other places they should be or other things they should be doing.
Was ich mir selbst mitgenommen habe, ist der Tipp, die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben. Perfektion ist nicht erforderlich (wenn nicht gerade am offenen Herzen operiert wird). Viele Dinge haben wir aus Routine schon immer so gemacht, obwohl sie uns Zeit kosten, die wir für anderes sinnvoller (meaningful) einsetzen könnten. Der hier angesprochene Hauptbereich des perfekten Haushalts bietet bei mir nicht mehr viel Spielraum, aber ich bin jetzt auf der Suche nach anderen Bereichen, in denen ich meine Erwartungen an mich selbst zurückschrauben kann.
Wer für ein Buch keine 3 Stunden Zeit hat: das Grundkonzept erklärt sie auch in 12 Minuten in diesem TED-Talk.