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Melinda Taub – Romeos Schatten

Fast konnte sie Julias Geist über sie lachen hören.

Die Ausgangsfrage klingt spannend und das dürfte auch der Grund sein, warum ich dieses Buch so ewig lange auf der Liste hatte: Was passiert in Verona nach dem Tod von Julia und Romeo? Herrscht tatsächlich Friede zwischen den verfeindeten Familien Montague und Capulet? Oder erzeugen die Rachefantasien erst recht neue gewalttätige Auseinandersetzungen?

Aus diesen Voraussetzungen mischt die Autorin eine Suppe zusammen, die nach Glitzer, Blumen und Schwertkämpfen schmeckt. Eine Teenie-Romanze mit politischem Hintergrund, Streben nach Macht und Rache als würzendes Beiwerk. Ein klassisches Erzählmuster mit überraschenden Wendungen. Es ist anzunehmen, dass die deutsche Übersetzung insgesamt so schlecht ist wie der übersetzte Titel (englischer Originaltitel: Still Star-Crossed). Warum dem verstorbenen Romeo im deutschen Titel so viel Prominenz eingeräumt wird, obwohl in diesem Sequel starke Frauenfiguren (in unterschiedlichen Ausprägungen) dominieren, bleibt ein Rätsel.

Zurück bleibt die Freude darüber, dass selbst Bücher, die jahrelang aufgrund diverser Einschränkungen nicht verfügbar waren, irgendwann einmal auftauchen. Außerdem kommt auch für Bücher dieses Kalibers irgendwann der richtige Zeitpunkt. Für gehaltvollere Literatur hätte ich gerade ohnehin keine Energieressourcen übrig gehabt.