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Roman

Julya Rabinowich – Die Erdfresserin

Andererseits erzählt er mir manchmal, wenn wir uns abends sehen, dass es ein tatsächliches Gefühl von Reinigung ist, ein geradezu buddhistisches Feeling, Feeling hat er gesagt, und ich habe an Taschentücher und WC-Steine denken müssen, an Kondome.

Am Anfang versteckt sich die triste Situation der Protagonistin noch in scheinbar witzigen Vergleichen (siehe obiges Zitat) und zynischen Betrachtungen ihrer Lebensweise. Daraus wird jedoch schnell ein wachsender Hass auf die Menschen, auf die Verpflichtungen, auf das Leben an sich.

Von weitem erkenne ich bereits ihr Fenster, die zur Seite gezogenen grünen Stoffbahnen, ihre nackten Körper in Bewegung, und weiß, dass ich gleich töten könnte, morden, reißen wie eine mittelalterliche Bestie, faule Eier hinüberwerfen, Leos gebrauchte Klobürste wie einen Morgenstern hinterher.

Diana prostituiert sich in Wien, um ihre Familie in der Heimat (Russland? Rumänien?) zu ernähren. Ihren Sohn musste sie bei Mutter und Schwester zurücklassen, sie allein ist verantwortlich für das Beschaffen von Geld, das das Familienhaus heizt und den Sohn, sowie Mutter und Schwester ernährt. Ich muss eine Lösung finden, für alle, ich muss herausfinden, wie es weitergeht. In Wien gerät sie in eine Beziehung mit Leo, einem alternden Polizisten, der schließlich stirbt. Sein Tod wirft Diana endgültig aus der Bahn, sie landet in der Nervenklinik.

Als sie sich nach Wochen wieder bei ihrer Familie meldet, ist ihre Schwester schon verzweifelt, kein Geld ist mehr da, es wird kalt im Haus, Mutter und Sohn sind krank. Diana soll alle retten. Mit all dieser Last auf ihren Schultern flieht sie aus der Klinik, sie hat das Gefühl, keine Wahl zu haben, weil es um das Leben ihres Kindes geht. Gleichzeitig ist da das fürchterlich schlechte Gewissen, die Familie im Stich gelassen zu haben. Das Gefühl, nicht alles Mögliche getan zu haben. Zu Versagen steht nicht zur Debatte. Die Verantwortung wird schließlich unerträglich.

Was habe ich hier gesucht, denke ich. Ich habe doch irgendetwas hier drinnen gesucht.

Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass Literaturpreis automatisch traurig und vermutlich auch langatmig bedeutet. Sowas sollte man nicht lesen, wenn man selbst in einer mittleren Sinnkrise steckt. Langatmig ist eigentlich das falsche Wort. Es ist nicht einfach zu lesen, viele Umstände werden nur angedeutet und nicht näher erläutert, der Leser sieht die Welt durch den sich zusehends verdichtenden Schleier, der Dianas Welt von der wirklichen Welt trennt. Es ist eine traurige Geschichte, die die Aussichtslosigkeit eines Schicksals beschreibt. Es ist traurig, daran zu denken, wie vielen Menschen es so oder noch schlimmer ergehen mag.

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Sachbuch

Daniel Graefen – Farbmanagement

Mit Farbmanagement beschäftige ich mich in meiner täglichen Arbeit als Grafikerin natürlich immer wieder. Die Arbeit an verschiedenen Objekten, die auf unterschiedlichem Papier mit unterschiedlichen Druckmethoden aufs Papier gebracht werden, macht das ständige Wechseln der Farbprofile notwendig. Ein durchgängiges Farbmanagement ist da beinahe unmöglich, das Vermeiden von Fehlern erfordert höchste Aufmerksamkeit.

Da erhoffte ich mir von diesem Buch etwas Einblick in die theoretische Welt der Farbprofile mit der Möglichkeit, den eigenen Workflow anhand dieser gewonnenen Informationen verbessern zu können. Dass diese Hoffnung nicht erfüllt werden konnte, ist jedoch nicht in erster Linie Daniel Graefen anzulasten. Er bemüht sich redlich, anhand der in der Grafikbranche üblichen Programme die Techniken zu verdeutlichen, mit denen der Workflow möglichst farbecht gestaltet werden kann. Schwierig macht es natürlich die ständig fortschreitende Entwicklung der Programme. Das Buch basiert auf Adobe CS2 und den anderen damals gängigen Programmen (auch XPress und Freehand werden besprochen). Da hat sich bis zur heutigen CS4 schon so einiges geändert.

Weiters konnte ich einfach nicht viel Neues finden, neue Erkenntnisse zu erwarten, wenn man seit fast zehn Jahren in dieser Branche arbeitet, war wohl einfach zu viel verlangt. So manches Kapitel würde ich hingegen gerne den Leuten zum Lesen geben, mit denen ich in der Branche oft zusammenarbeiten muss. Viele verstehen selbst nach mehrmaligem Erklären den Unterschied zwischen RGB und CMYK nicht und das kann für den Grafiker/die Grafikerin zum wiederkehrenden Ärgernis werden. Für diese Laien greift das Buch jedoch viel zu weit. Es stellt sich also die Frage, für wen das Buch eigentlich gedacht war. Des Weiteren lässt sich wohl das meiste zum Thema mit ein wenig Recherchearbeit aus dem Internet lernen. Daher bleibt nichts anderes übrig, als dieses Werk in die Kategorie „Verzichtbar“ einzuordnen.