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Roman

Heimito von Doderer – Die  Strudlhofstiege

CN: Krieg, Alkoholismus, Suizid, sexuelle Handlungen (aber nur sehr zahm angedeutet), Tod durch Unfall, Prostitution, rassistische Bezeichnungen der damaligen Zeit (Z-, N-)


An die Strudlhofstiege zum Beispiel. Das ist eine ganz geheimnisvolle Stelle. Wie sich diese Stiegen hinabsenken, wie aus einer neuen Stadt und ihren Reizen in eine alte und ihren Reiz! Eine Brücke zwischen zwei Reichen.

Noch nicht mal ein Jahr ist es sehr, seit ich mich durch Die Wasserfälle von Slunj gequält gekämpft habe und schon bin ich wieder bei Heimito von Doderer gelandet. Der Grund ist natürlich wieder ein Geocache (da das Buch genannt wird, ist das kein Spoiler) … Diesmal hätte ich das Buch wirklich weglegen können, die gesuchten Antworten finden sich alle ziemlich zu Beginn. Nur dann hat mich irgendwie doch die langsam fortschreitende Geschichte interessiert. Es dauert lange, aber letztendlich passiert dem Leutnant/Major Melzer dann doch etwas und irgendwann sogar etwas Gutes …

Nun hatte aber unser Major aus seiner Jugend keinerlei Übung mitbekommen im regelmäßig wiederkehrenden Bezwingen alkoholischer Quantitäten.

Mit dem ausladenden Schreibstil des Autors und den wiederkehrenden Zeitsprüngen muss sich die Leser:in halt anfreunden, das Gleiche gilt für die latente Frauenfeindlichkeit (vielen Damen wird Intelligenz gleich völlig abgesprochen, die wenigen Damen, die als intelligent bezeichnet werden, werden als Ausnahme hervorgehoben). Erfreut habe ich mich hingegen an den Beschreibungen der titelgebenden Strudlhofstiege, dem ausführlich beschriebenen Nachtzugsystem (zB der „Schlafwagenzug zwischen Belgrad und Budapest“) und den Wiener Beschimpfungen der beschriebenen Epoche (zwischen den Weltkriegen):

[…] dieser aufgeweichten Semmel, dieser Nocken, diesem gewässerten Schusterlaberl […]

Herzlich gelacht habe ich dann über den Teil, wo erläutert wurde, dass dem allseits geschätzten Rittmeister etwas passiert ist, „[…] was einem in Wien unter gar keinen wie immer gearteten Umständen passieren darf, […]: Eulenfeld hatte sich mit der Hausmeisterin zerstritten.“ Für eine Empfehlung reicht das Positive nicht, dafür ist das Buch einfach zu ewig lang im Verhältnis zu dem, was passiert. Aber immerhin ist jetzt ein weiterer Mystery-Cache gelöst.

Randnotiz: Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, die ungelesenen Bücher auf meinem Regal zu reduzieren (und die Liste der gelösten Mystery-Geocaches, aber das ist ein anderes Thema …). Viele stehen da schon seit EWIG und wenn ich sie nicht mehr lesen will, kann ich sie genauso gut los werden. Der Plan: Ich nehme mir pro Monat eines vor. Sollte ich es nicht schaffen (wollen), darf ich es abbrechen und im Bücherschrank entsorgen. Wir bleiben gespannt, wie sich das weiter entwickelt.