„Gods are great“, said Atsula, slowly, as if she were comprehending a great secret. „But the heart is greater. For it is from our hearts they come, and to our hearts they shall return …“
In diesem monumentalen Roman beschäftigt sich der Autor mit Göttern und Mythen. Aus amerikanischer Sicht sind die meisten Götter eingewandert, sie stammen beispielsweise aus Irland (Leprechauns) und sind mit den irischen Einwanderern, die an sie glauben, nach Amerika gekommen. Wenn diese Gottheiten nun ihre Anhängerschaft Stück für Stück verlieren, geraten sie in Vergessenheit.
All they had in common was a look, a very specific look. It said, You know me; or perhaps, You ought to know me. An instant familiarity that was also a distance, a look, or an attitude – the confidence that the world existed for them, and that it welcomed them, and that they were adored.
Das große Thema des Buches ist nun ein (vermeintlicher) Kampf zwischen alten und neuen Göttern. Der Protagonist Shadow wird nach drei Jahren aus dem Gefängnis entlassen und muss feststellen, dass sein sorgfältig vorbereiteter Plan (Rückkehr zu seiner Frau, Job im Fitness-Center seines Freundes) in Stücke zerbrochen ist. Seine Frau und sein Freund wurden bei einem Autounfall getötet. In diesem Schockzustand wird Shadow von Mr. Wednesday aufgelesen, der ihm einen Job und somit eine Beschäftigung, eine Lebensmöglichkeit anbietet. Schon am zweiten Tag dieser Beschäftigung wird Shadow von den neuen Göttern in einer Limousine bedroht. Der Autor lässt diese Götter namenlos bleiben, ihre Handlanger nennen sich Mr. Town, Mr. World und Mr. Stone und scheinen keine Persönlichkeit zu haben. Sie haben keine Geschichte, ihre Energie stammt rein aus der Gegenwart. Durch das Vernichten der alten Götter hoffen sie auf noch mehr Popularität, die sie am Leben hält.
He hoped he would live through this, but he was willing to die, if that was what it took to be alive.
Eine der Geschichten (als Traum von Shadow erzählt) beschreibt ein Gottwesen namens Ifrit, das Besitz von einem anderen Körper, einer anderen Person, einem anderen Leben nimmt. Die Geschichte kam mir bekannt vor und tatsächlich hat Neil Gaiman hier einen Mythos verwendet und auf moderne Art neu erzählt. Gerade wegen dieser Umgangsweise mit spirituellen Inhalten (die von vielen Gläubigen als respektlos empfunden werden kann) wurde der Roman kontrovers aufgenommen, wie der Autor selbst in seinem Vorwort schreibt.
After this there would be no more obligations, no more mysteries, no more ghosts.
Die Geschichte besteht jedoch nicht nur aus Mythen, sondern hält einige spannende Wendungen bereit, die für mich als Leserin nicht vorhersehbar waren. Es entwickelt sich ein fesselndes Gesamtkonzept, das zwischen den Zeilen auch noch ein Plädoyer für religiöse Toleranz beinhaltet.
In einem Interview am Ende des Buches outet sich Neil Gaiman übrigens als einer derjenigen, der nie genug Zeit hat für alle Dinge, die er gerne tun möchte:
There is not enough time, and I wind up just wanting to do things that I don’t have time for. There are so many things that I’d love to do, and I have to put off, or that it’s a matter of me choosing, when really I’d love to do both. And if only time were infinitely stretchy, I could.