Categories
Roman

Margaret Atwood – The Blind Assassin

It’s Paradise but we can’t get out of it. And anything you can’t get out of is Hell.

Als ich gestern Abend das letzte Fünftel dieses Buches zu Ende gelesen hatte, war mir klar, es wird unmöglich sein, irgendwas über den Inhalt zu schreiben, weil einfach alles, was man schreiben könnte, ein Spoiler wäre. Es ist so ähnlich wie bei The Sixth Sense. Der Film ist einfach nur beim ersten Mal interessant. Wenn man die Auflösung kennt, ist die ganze Spannung dahin.

Zur Form und zu den Themen kann ich jedoch etwas schreiben. Die Geschichte wird auf mehreren Ebenen erzählt, zuerst schreibt die Protagonistin Iris Chase Griffen ihre Lebensgeschichte auf. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, das Aufwachsen mit ihrer Schwester Laura, an ihre Eltern und andere Bezugspersonen, die ihr Leben entscheidend geprägt haben. Auf einer zweiten Ebene wird die Geschichte einer namenlosen Affäre erzählt, darin wiederum die Geschichte des Blind Assassin. Durchbrochen wird dieser Fluss von Zeitungsartikeln, die Iris Lebensverlauf in einen zeitgeschichtlichen Kontext setzen.

Margaret Atwoods Schreibstil ist unaufgeregt, in der ersten Buchhälfte habe ich mich tatsächlich etwas gelangweilt, aber einige Stilblüten stechen für mich deutlich hervor. Bevor die größte Enthüllung des ganzen Buches gemacht wird, nimmt sie sich noch Zeit für diesen Absatz, in dem Iris den Schreibstil ihrer Schwester Laura beschreibt:

The dots on the i’s and j’s were circular, placed far to the right, as if the dot were a small black balloon tethered to its stem by an invisible thread; the cross-strokes of the t’s one-sided. I sat beside her in spirit, to see what she would do next.

Iris entschließt sich, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben, weil sie nach einer Art Absolution sucht, so scheint es zuerst. Viele Fehlentscheidungen prägen ihr Leben, viel Unrecht wurde ihr getan, jedoch auch sie selbst hat viel Unrecht geschehen lassen.

How could I have been so ignorant? she thinks. So stupid, so unseeing, so given over to carelessness, how could we life? If you knew what was going to happen, if you knew everything that was going to happen next – if you knew in advance the consequences of your own actions – you’d be doomed. You’d be as ruined as God. You’d be a stone. You’d never eat or dring or laugh or get out of bed in the morning. You’d never love anyone, ever again. You’d never dare to.

Erst gegen Ende ihres Schreibens scheint sie sich selbst etwas zu vergeben. Weil man die Konsequenzen seiner Handlungen meist erst erkennt, wenn es zu spät ist. Oft ist es gerade der Wunsch, das Richtige zu tun, der uns in die falsche Richtung lenkt. Aber was sollen wir anderes tun, als im Moment zu entscheiden, was wir für das Richtige halten?

Reading Challenge: A book with a love triangle