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Roman

Charlotte Roche – Feuchtgebiete

Ich trage meine Tasse Kaffee und mein Münzrückgeld an einen leeren Tisch in der Cafeteria. Ich habe es geschafft. Ich sitze hier wie ein normaler Krankenhausmensch und trinke einen Kaffee. Ich habe einen langen Weg dafür zurückgelegt und unterwegs mindestens drei Menschen durch Unhygiene verwirrt. Ein guter Tag.

Als dieser Roman aus der Feder der VIVA-Moderatorin Charlotte Roche erstmals erschien, zog er soviel Aufmerksamkeit auf sich, dass man quasi gezwungen war, ihn auch zu lesen, nur damit man auch mitreden kann. Damals habe ich diese Grauslichkeit ausgelassen, jetzt kam sie aus den Händen einer Freundin zurück, um mich heimzusuchen …

Das obige Zitat ist eine der wenigen Aneinanderreihungen von Sätzen, in denen nicht unmittelbar von Körperflüssigkeiten und was man alles unhygienischerweise damit anstellen kann, zu reden ist. Es passiert eigentlich kaum etwas in diesem Roman. Natürlich kann man in die Persönlichkeit der Helen, die wegen einer missglückten Intimrasur im Krankenhaus landet, einen gelangweilten Teenager hineininterpretieren, der von seinen (geschiedenen) Eltern vernachlässigt wird und daher auf allerlei schräge Gedanken kommt. Aber das rechtfertigt nicht das überbordende Maß an Widerlichkeiten, mit denen die Autorin hier um sich wirft.

Allein schon der Gedanke, ich müsste zu diesem Buch ein passendes Illustrationsbild suchen, ruft mir erneut einige der wirklich ekligen Szenen ins Gedächtnis zurück, daher lasse ich diesen Post ausnahmsweise unbebildert. Wer mitreden können und sich einmal zurecht empören mag, der möge der Grauslichkeit Genüge tun. Zur reinen Unterhaltung kann ich jedes andere Werk aus meiner Kategorie Unterhaltung eher empfehlen.