Er griff nach einem Löffel und schaufelte zwei Teelöffel klumpigen Joghurt in seinen Kaffee. Als er umrührte, wirbelte der Joghurt in dicken weißen Streifen umher und löste sich schließlich in etwas auf, das aussah wie eine Mischung aus geschmolzenem Häagen-Dazs und hart gewordener Farbe, die den ganzen Winter über in einer ungeheizten Garage gestanden hatte.
Man könnte hier ohne Weiteres den Plot und seine Darsteller kaputt analysieren. Man könnte anmerken, dass sich die Hauptfigur Jack Madigan von Anfang an als psychisches Wrack präsentiert. Es ist klar, dass hier etwas passieren muss. Vielleicht sogar zu klar. Man könnte behaupten, dass die Story einfach gestrickt ist: ein Protagonist, der ein Problem hat, das sein Leben beeinträchtigt: er kann sein Haus nicht verlassen, er leidet unter Agoraphobie. Dieses Haus will seine Bank nun verkaufen. Es muss etwas geschehen. Man könnte behaupten, dass von Anfang an klar ist, was passieren wird. Aber man könnte sich auch einfach an den schrägen Charakteren erfreuen und die vielen unterhaltsamen Episoden aus Jack Madigans Leben genießen.
Wenn ich nun erwähne, dass Jack im Laufe des Romans lernt, seine Agoraphobie zu überwinden, dann verrate ich sicher nicht zuviel. Denn wie das Stück für Stück geschieht, ist so unterhaltsam, dass sich das Lesen auf jeden Fall lohnt. Die leicht exzentrische Immobilienmaklerin Dorrie, die von ihren Eltern vernachlässigte Nachbarstochter Lucinda und nicht zuletzt Jacks Sohn Harlan tragen unwissentlich Stück für Stück dazu bei, dass Jack lernt, mit seinen Ängsten umzugehen. Dazu müssen manchmal größere Ängste oder Wut die Überhand über Jacks Verstand gewinnen. Aber letztendlich muss er lernen, dass Schwindel einen nicht umbringt. Als i-Tüpfelchen läuft in Jacks Haus noch der entstellte Kater Mrs. Brady herum, der nicht nur Dorries Immobilienkunden in die Flucht schlägt, sondern auch den lange vermissten Schildkrötenpanzer im Speiseaufzug aufstöbert. Eine mitreißende Geschichte mit angenehm unkonventionellen Darstellern mit mehr oder weniger normalen Macken. Fast würde ich sagen ein Wohlfühl-Buch. Wenn das nicht so negativ verstanden werden könnte. Also einfach nur eine gute Geschichte.
Konnte ein Mann nicht mal ein Mann sein, wenigstens einmal im Leben, ohne von einem Kater mit einer getupften Haube in den Schatten gestellt zu werden?