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Fantasy Roman

Sergej Lukianenko – Wächter der Nacht

So eine Reading Challenge hat ja immer den Effekt, Bücher zu entdecken, auf die man sonst nicht gekommen wäre. Eigentlich suchte ich nach einem horror book und auch Goodreads machte mir glauben, dass es sich hierbei um eines handelt. Hier fand sich dann der beste Beweis, dass Genrezuschreibungen sehr subjektiv sind. Für mich ist ein Buch, in dem ein Vampir verbrannt wird und ansonsten ein paar Menschen auf nicht näher beschriebene Weise zu Tode kommen, definitiv nicht als Horror zu klassifizieren. Als Beispiel für mein Verständnis eines Horror-Buchs fällt mir als Erstes Friedhof der Kuscheltiere ein. Die Tatsache, dass diese Kategorie in meinem Blog nicht mal existiert, spricht auch eine deutliche Sprache.

Wenn es Vampire gibt, dann gibt es auch einen Teufel, und wenn es den Teufel gibt, dann gibt es also auch Gott? Wenn es Vampire gibt, dann gibt es auch Gott? Wenn es das Böse gibt, dann gibt es auch das Gute?

In diesem ersten Teil der Wächter-Trilogie lässt der Autor den jungen Anton seine Weltsicht hinterfragen. Anton ist ein Anderer, kein normaler Mensch, sondern mit übersinnlichen Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, sich für das Licht oder das Dunkel zu entscheiden. Anton hat sich für das Licht entschieden und arbeitet als Wächter der Nacht. Seine Lebensentscheidung wird auf eine harte Probe gestellt, als er sich in eine neu initiierte Andere verliebt, deren Fähigkeiten die seinen um vieles übersteigen. Als er befürchten muss, sie durch eine große Aufgabe, die sie erfüllen soll, für immer zu verlieren, stellt er all seine bisherigen Glaubenssätze in Frage.

„Das ist auch ein Teil der Wahrheit. Sweta, wir können nicht die absolute Wahrheit wählen. Denn sie hat immer zwei Seiten. Alles, was wir haben, ist das Recht, uns derjenigen Lüge zu verweigern, die unangenehmer ist. Weißt du, was ich den Anfängern beim ersten Mal über das Zwielicht sage? Wir treten in es hinein, um Kraft zu bekommen. Und der Preis dafür ist der Verzicht auf einen Teil der Wahrheit, den wir nicht akzeptieren wollen.

Nach meiner Meinung handelt es sich hier um eine sehr geschickte Reflexion über Gut und Böse, geschrieben auf eine Art, die es Jugendlichen einfacher macht, sich einzufühlen und nachzuvollziehen, warum es manchmal so schwer ist, sich für das Richtige zu entscheiden. Oft gibt es widerstrebende Wünsche, die eine Entscheidung unmöglich machen. Oft kann eine gut gemeinte Entscheidung unangenehme Folgen nach sich ziehen. Die prinzipielle Entscheidung für das Licht macht das Leben nicht einfach, denn sie führt zu einem ständigen Kampf zwischen den eigenen Bedürfnissen und dem Wunsch, das Richtige zu tun.

Mit dem Ende war ich so unzufrieden, dass ich vermutlich die weiteren zwei Bücher auch noch lesen muss. Das kann ja wohl nicht alles gewesen sein.

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Klassiker Roman

Bram Stoker – Dracula

Muddas Rosen made with Cam+

The dark man kept his eyes fixed on her, and when the carriage moved up Piccadilly he followed in the same direction, and hailed a hansom. Jonathan kept looking after him, and said, as if to himself …

Vampirgeschichten kennt heutzutage jeder. Schon Volksschulkinder werden durch Geschichten von kleinen Vampiren in den Mythos der Blutsauger eingeweiht, sei es nun durch Bücher oder Fernsehserien. So kommt es, dass der heutige Leser natürlich bereits alles über Vampire weiß. Zähne, Knoblauch, Kreuz, etc. Alles, was Van Helsing und seine treuen Mitstreiter erst Schritt für Schritt herausfinden müssen, weiß der heutige Leser bereits. Tatsächlich ist mir erst während der Lektüre aufgefallen, dass ich nicht weiß, wie die Geschichte ausgeht.

Die Geschichte wird aus den Tagebüchern und Briefwechseln der handelnden Personen erzählt, in der Hauptsache von Jonathan Harker, seiner Frau Mina Harker, dem bekannten Professor Van Helsing, der selbst schon Filmheld wurde (die Spezialeffekte waren durchaus beeindruckend), sowie Dr. Seward. Nachdem die von nahezu allen Beteiligten heiß geliebte Lucy Westenra ihrer seltsamen „Krankheit“ erliegt und davon schließlich nur durch einen Pflock durchs Herz erlöst werden kann, machen sich die wackeren Freunde auf die Jagd nach dem Grafen, der dieses Unglück zu verschulden hat.

With the dawn we saw the body of Szgany before us dashing away from the river with their leiter wagon. They surrounded it in a cluster, and hurried along as though beset. The snow is falling lightly and there is a strange excitement in the air. It may be our own feelings, but the depression is strange. Far off I hear the howling of wolves.

Die beteiligten Personen drücken sich dabei durchaus episch aus, auch Landschaften werden geschildert, als ob es sich um eine Synchronisierung einer Universum-Dokumentation handelte. Eine ausgesuchte Höflichkeit zieht sich durch alle Konversationen, es ist unvorstellbar, dass einer dieser edlen Herren je mal ausfällig würde. Die wenigen Konversationen mit niedrigen Menschen geraten für den Leser mit nicht-englischer Muttersprache zum Ratespiel, den diesen verleiht der Autor eine Sprache, die im geschriebenen nicht mehr viel mit Englisch gemein hat.

Wer sich die Spannung für die eigene Lektüre erhalten möchte, hört jetzt auf zu Lesen, denn es folgt zum Abschluss ein Spoilerzitat ;-) Es ist so poetisch, und daher ein wunderbares Beispiel für die romantische Sprache, die diesem Werk zugrunde liegt. Wenn die Damen und Herren sich damals wirklich so blumig ausdrückten, ist es ein Wunder, dass überhaupt Kriege geführt werden konnten, wo man doch fünf Mal so viele Worte wie nötig benutzte, um sich dann erst recht unklar auszudrücken.

I shall be glas as long as I live that even in that moment of final dissolution, there was in the face a look of peace, such as I never could have imagined might have rested there.