Categories
Roman

Jessika Westen – Dance or Die

CN: Es handelt sich um die fiktionalisierte Erzählung eines Ereignisses, das in der Realität stattgefunden hat. Für mich waren daher die beschriebenen Gefühle und Erlebnisse der Protagonist:innen noch näher, als wenn die Geschichte komplett erfunden wäre. Enthalten sind Beschreibungen folgender Themengebiete: Mobbing, Panikattacken, gewaltsamer Tod, Trauer, Hilflosigkeit, Verletzungen, Massenpanik.


Das unbeschwerte Lachen einer ganzen Partygeneration war verschwunden.

Auf Mastodon unter dem Hashtag #2024reads war mir dieses Buch aufgefallen und da es in der Onleihe verfügbar war, griff ich gleich zu. Nicht nur einmal hab ich später meine Sensationslust verflucht. Ich kann mich an die Medienberichte von der Loveparade 2010 in Duisburg erinnern, da ich aber selbst eher auf Rock-Festivals zu finden bin war, hat es mich damals nicht näher berührt. Also jedenfalls nicht so nah, dass ich irgendjemanden gekannt hätte, der dabei gewesen ist.

Das Buch erzählt anhand der Erlebnisse fiktionalisierter Personen das Ereignis aus unterschiedlichen Perspektiven. Zentral sind dabei drei Personen:

  • die Journalistin Emma, die selbst schon auf mehreren Loveparades als Teilnehmerin dabei war und nun vom Bahnhof aus über das Geschehen im Fernsehen berichten soll, worüber sie zu Beginn enttäuscht ist, weil sie lieber direkt vom Veranstaltungsgelände aus berichtet hätte,
  • der Rettungssanitäter René, der als ausgebildete Einsatzkraft auf der Loveparade Dienst tut und mit einer völlig unerwarteten Ausnahmesituation konfrontiert wird und
  • das Mädchen Katty, die mit ihrer Freund:innengruppe die Loveparade besuchen will und direkt im Zentrum der Katastrophe landet.

Der Text wird immer wieder von Funksprüchen unterbrochen, die als Instrument dienen, um die Entwicklung der Lage auf dem Veranstaltungsgelände zu erläutern und die Unfähigkeit der Veranstalter:innen und der Sicherheitskräfte zeigen, die dazu führt, dass es schließlich durch die Konzentration zu vieler Menschen in einem zu engen Zugangsbereich zur Veranstaltung zu einer Massenpanik kommt.

Neben den oben genannten drei Hauptpersonen kommen auch Kattys Eltern und Freund:innen zu Wort; gerade zum Ende hin ergibt sich daraus noch ein größerer Pool an Gefühlen, die durch so ein dramatisches Ereignis ausgelöst werden können. Unglauben, Trauer, Hilflosigkeit, die Angst, selbst mit Schuld zu haben sind nur einige der Emotionen, die bei den Protagonist:innen auftreten.

Mehr als einmal musste ich das Buch am Abend weglegen, um die vom Buch erzeugten Bilder in meinem Kopf nicht in meine Träume mitzunehmen. Es ist ein trauriges und wichtiges Buch, das hoffentlich allen Menschen, die an der Organisation von Veranstaltungen beteiligt sind, einen Ansporn gibt, die Sicherheit der Teilnehmenden über alles zu stellen.

Dass diese Woche drei Konzerte von Taylor Swift in Wien wegen Terrorismusgefahr abgesagt wurden, ist ein Zufall, der aber vielleicht bewusst machen kann, dass es eben um das Leben jeder einzelnen Person geht.