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Roman Unterhaltung

Heinz G. Konsalik – Der Wüstendoktor

Wuestenpflanze(c)olga meier sander/PIXELIO

In den Straßen tobten bereits die Kämpfe, Panzer sperrten die Zufahrten ab – als der Konvoi näher kam, hörte man deutlich das Knattern der Maschinengewehre und die Abschüsse von Granatwerfern und kleinen Kanonen. Dann war die Nacht da – schnell, wie wenn man einen Vorhang vorzieht, und mit dem Untergang der Sonne verflog auch die Wärme.

Wer Konsalik unbesehen als Schnulzenautor abtut, liegt nicht vollkommen richtig. Bereits 1981 erschien dieser Roman, indem erwartungsgemäß ein attraktiver Mann zwischen zwei nicht minder großartig geschilderten Frauen steht. Aber das ist nicht alles. Kulisse für die Geschichte von Dr. Ralf Vandura ist eine Revolution in Jordanien, die zwar nicht wie im Buch beschrieben, stattgefunden hat, aber jederzeit heute noch stattfinden könnte. Die Zeiten entführter Flugzeuge voll mit „unschuldigen“ Touristen mögen momentan vorbei sein, aber an den Ereignissen in Ägypten und Syrien in den vergangenen Monaten lässt sich deutlich ablesen, dass Revolutionen nahe jederzeit und überall ausbrechen können.

Die tatsächliche Liebesgeschichte entfaltet sich jedoch irgendwie frustrierend. Der Held Vandura verliebt sich in Katja Hellersen, die von ihrem Mann misshandelt wird. Sie stiftet ihn an, ihren Mann zu töten, Vandura weigert sich. Bruno Hellersen stirbt trotzdem, Vandura gerät unter Verdacht und ergreift die Flucht. In Beirut wird er vom Rebellenführer Karabasch aufgegriffen und landet als Arzt in deren Lager. Dort verliebt er sich in die Wüstenschönheit Laila, die ihn seine unglückliche Liebe zu Katja jedoch nicht vollständig vergessen lassen kann. Laila schreckt vor nichts zurück und ist dem Töten von Menschen noch weniger abgeneigt. Beide Frauen tragen Persönlichkeitsaspekte, die einem dem Leben verpflichteten Arzt, wie Dr. Vandura geschildert wird, eigentlich unangenehm sein müssten. Der Held heiratet am Schluss die Frau, die ihn bereits im ersten Buchdrittel angestiftet hat, ihren Mann zu töten. Die Revolutionärin Laila mag auch keine sehr angenehme Frau sein, aber Katja Hellersen, die ihrem Mann den Tod wünscht anstatt zur Polizei zu gehen, zeigt ebenfalls äußerst fragliche Charakterzüge. Von „happy end“ und heiler Welt kann hier also keine Rede sein.