Categories
Roman

Donna Tartt – The Secret History

A month or two before, I would have been appalled at the idea of any murder at all. But that Sunday afternoon, as I actually stood watching one, it seemed the easiest thing in the world. How quickly he fell; how soon it was over.

Das obige Zitat ist kein Spoiler, denn das Buch selbst beginnt auch mit der Ankündigung eines Mordes, der das Zentrum der Geschichte bildet. Im ersten Teil wird erzählt, wie es zu dem Mord kommt, im zweiten, was danach geschieht.

Das Buch zeichnet eine Geschichte des jugendlichen Gruppenzwangs. Der Erzähler Richard hat es aus dem lieblosen und ärmlichen Elternhaus durch ein Stipendium an ein College geschafft und wünscht sich nichts mehr, als dazuzugehören. Er findet schließlich Anschluss an die Gruppe von Studierenden des Griechischen, eine verschworene Clique, die sich um den exzentrischen Professor Julian schart. Es  gelingt ihm lange, seine prekäre finanzielle Situation vor seinen allesamt besser gestellten Kolleg*innen zu verbergen. Schließlich spielt das Geld in weiterer Folge eine untergeordnete Rolle, grenzt Richard aber in gesellschaftlicher Hinsicht doch von den anderen ab.

Im zweiten Teil zeigt sich dann, dass bei Weitem nicht alles so schnell vorbei ist, wie es das obige Zitat nahelegt. Keiner der am Mord beteiligten Studierenden hat über die Folgen ihrer Tat nachgedacht. Das Ereignis, das sie zu vertuschen suchen, holt sie auf anderen Wegen immer wieder ein und bringt eine*n nach dem*r anderem*n an den Rand des Wahnsinns. Die Angst vor den Konsequenzen eines durch Dummheit verursachten Unfalls führt zu einem geplanten Mord, dessen Konsequenzen wesentlich schlimmer ausfallen.

Das Buch hatte ich spontan aufgrund der Lithub Quarantine Recommendations ausgewählt. Die Redaktion hat ihre Leser*innen dazu aufgerufen, Lieblingsbücher (und was Menschen sonst noch so mögen) zu senden und gibt darauf basierend Buchempfehlungen – eine sehr schöne Idee, wie ich finde. In den genannten Lieblingsbüchern tauchte The Secret History sehr oft auf, das Buch war auch in der Overdrive eLibrary verfügbar und somit entschloss ich mich für diese Abweichung von meiner langen Leseliste.

Es ist ein langes Buch, speziell im ersten Teil war mir oft unklar, wo das hinführen soll, die Geschichte mäandert langsam dahin. Die Leser*in muss sich Zeit nehmen, um dem Näherkommen und Auseinanderdriften der Protagonist*innen zu folgen. Die vielen Verbindungen und Geheimnisse, die sich erst schrittweise entfalten, laden auch durchaus zu einem zweiten Lesen ein. Viele Zwischentöne entfalten wahrscheinlich erst bei Kenntnis des Ausgangs ihre Wirkung. Der intellektuelle Anstrich mag nicht allen gefallen, erfüllt aber als Kontrast zu den unbedachten Handlungen der Studierenden seine Wirkung.