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Roman

Lily Brett – New York

“Wenn man zu schnell geht, bekommt man Falten”, sagte eine Nachbarin zu mir. Um mir das mitzuteilen, hatte sie mich mitten auf dem West Broadway angehalten.

Fröhliche Menschen stimmen mich bedrückt. Manche Leute sind von unermüdlicher Fröhlichkeit. Es ist unnormal, so fröhlich zu sein. Ich habe nichts gegen zeitweilige Fröhlichkeit. Sie gefällt mir sogar. Aber ununterbrochene Fröhlichkeit bereitet mir Probleme. Und ermüdet mich.

Ich habe zu viele Frauen ihr Gehirn abgeben gesehen. Ich habe zu viele Frauen sich in Mann und Kindern verlieren gesehen. Sie büßen alle Fähigkeiten ein bis auf die, hinter anderen herzuputzen.

Ganz schön neurotisch, die Gute, aber das sind wir ja von Lily Brett schon gewohnt. Da heißts echt, ihre Sorgen möcht ich lieber nicht haben. Wobei ich das mit den ständig fröhlichen Menschen (siehe Zitat oben) absolut nachvollziehen kann. Wenn man zu Unzeiten aufstehen muss, um arbeiten zu gehen, und sich nur wünscht, dass einen keiner anredet und dann kommen diese fürchterlichen “Guten-Morgen”-Grinser und man möchte dem anderen einfach nur eins überziehen …

Es scheint sich hier um eine Kolumnensammlung zu handeln (das könnte ich jetzt recherchieren, aber eigentlich ist es egal), da die Texte alle gleich lang sind. Gut geeignet für unterwegs, weil dünnes Buch (passt in jede Tasche) und einen Text schafft man locker zwischen zwei U-Bahn-Stationen. Dadurch, dass das Buch so dünn ist, läuft man auch nicht Gefahr, sich von den Neurosen anstecken zu lassen. Zumindest, wenn man nicht alles in einem Rutsch liest ;-)

Currently Reading: Claude Cadoz: Die virtuelle Realität
Das hab ich beim Aufräumen meiner Handtaschen halbgelesen in einer Tasche gefunden, die ich schon lang nicht mehr verwendet hab. Werd ich wahrscheinlich von vorne anfangen müssen, um mich da wieder auszukennen …